Heiliges Tierchen

Der Schauspieler Charly Hübner ist schon als Teenager den Pixies verfallen

Foto von Heiko Laschitzki

„Doolittle“ war für mich die erste Platte, die ich mir mit 17 von meinem Westgeld gekauft habe. Als ich sie im Wohnzimmer meiner Eltern aufgelegt habe, inmitten von kleinbürgerlichem Gelsenkirchener Barock, war das eine Revolution!

Das Cover mit dem Äffchen samt Heiligenschein war ein Kaufanreiz. Ich habe mich darin wiedergefunden: Ich kleiner Mensch, ich Tierchen, werde trotzdem heilig gesprochen. Auch die Innenfotos sind stark, mit den durchgelatschten Schuhen, alles so verkommen. Ich assoziiere das mit meiner Kindheit auf dem Mecklenburger Land, mit all den verfallenen Häusern der DDR, um die sich keiner gekümmert hat.

In den Achtzigern gab es diese strikte Trennung: Man war Popper, Rocker, Metaller, Punker. Bei den Pixies aber haben sich alle auf der Tanzfläche getroffen. Die Pixies sind für mich wie ein Diamant, in dem alles zusammengepresst ist, was sich an Pop- und Rockmusik angesammelt hat und der auf das strahlt, was danach kam. Sie bündeln alles, von Elvis über die Beatles bis hin zu den Rolling Stones und Led Zeppelin, brechen diese Stile durch ihre Individualität und sind Wegbereiter für Nirvana, den Nu Metal und Speed Metal oder auch die erste Platte der Strokes. Der Grunge hat letztlich Black Francis kopiert, mit seinen karierten Hemden und Schlabberjeans. „Doolittle“ ist die perfekte Platte. Was sie bei „Surfer Rosa“ noch hingerotzt haben, ist hier dicht durchbuchstabiert. Sie zeigen, dass sie alles können. Mein Lieblingslied ist „Monkey Gone To Heaven“. Der Text hatte für mich eine mythische Kraft, gerade die Zeile „devil is six, god is seven“. Black Francis schrieb diese krassen Texte über Inzest und Blasphemie mit schlauem, bösem Humor. Ich würde mit Black Francis gern mal ein Bier trinken gehen – und ihm dann das Wort überlassen.

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