Hibbelige Aasgeier

Nein, Yannis Philippakis glaubt nicht, dass sich die Klassifizierung „New Eccentrics“ als Sammelbegriff für Leute wie These New Puritans und seine eigene Band, Foals, durchsetzten wird. Das sei doch „etwas zu holprig“, findet der 20-Jährige. Ins Spiel gebracht hatte den – zugegeben dämlichen — Terminus natürlich die für ihre Akkuratesse bekannte britische Presse. Wenn schon kein Exzentriker, so ist der energisch (und ein bisschen prätentiös) wirkende Gitarrist und Sänger griechisch-ukrainisch-afrikanischer Abstammung („kein britisches Blut!“) doch ein diskursverliebter Pop-Systemtheoretiker mit einer Vorliebe für große Entwürfe.

So gelingt es ihm, in einem flammenden, aber etwas verquasten Plädoyer, die platonischen Ideen in einen das eigene Schaffen legitimierenden Kontext zu stellen mit den Folgen verfehlter Integrationspolitik sowie dem Hirtengott aus der griechischen Mythologie, Pan.

Einfacher ausgedrückt: Es geht den fünf Ex-Studenten aus Oxford um juveniles Aufbegehren. Seine Generation leide „unter einem chronischen Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom“, will Philippakis erkannt haben. Das programmatisch betitelte und von Dave Sitek im derzeit populären Seebad Brighton produzierte Foals-Debüt „Antidotes“, sei eine Reaktion auf diesen Umstand und – was sonst? – eine „Zelebration des Eskapismus“. Außerdem bezeichnen sich Foals als „Aasgeier in der Serengeti“ der Geschichte des Pop. Da alles schon mal gemacht worden sei, bedienten sie sich der ausgeweideten Reste, und verknüpften sie zu etwas – Neuem?

Nun ja. Zwar gelingt es, Einflüsse aus Techno, Afrobeat sowie den Klangminimalismen Steve Reichs zu einem inspirierten Grundgerüst zu verknüpfen. Überlagert indes einmal mehr von für die gegenwärtige britische Rockmusik typischen Neo-Post-Punk-Manierismen.

Auch der scheinbar dogmatische Regelkatalog der Foals – Akkorde verboten! – ist letztlich einem sehr Punk-typischen Umstand geschuldet: mangelnden technischen Fertigkeiten.

Immerhin: nach Vampire Weekend ein weiterer Beleg für die Salonfahigkeit afrikanischer Beats im zeitgenössischen Rock. „Durch den Einfluss des Internet braucht man sich nicht mehr auf einen Stil festzulegen,“ sagt Philippakis. Und macht einen mit seiner Hibbelei auf dem Stuhl ganz kirre.

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