„Jahresrückblick 2003 – Januar: „The Way“

2003 beginnt im Zug. Auf dem Weg von der Heimat im Norden zurück ins leuchtende München. Im Discman die ersten Platten des neuen Jahres. Kurz hinter Frankfurt dann der erste Schnee. Da wird der Weg ins Jahr über Kopfhörer leise angezählt: „One, two, three, four… winter comes and snow/ I can’t marry you, you know/ Without children to grow/ I can’t marry you, you know/ Love me the way I love you.“ Irritierend, wie die ersten Zeilen von BONNIE „PRINCE“ BILLYs „The Way“ zwischen Idyll, Zurückweisung und Liebe changieren. Die vermeintliche Simplizität der Instrumentierung – Gitarre, Cello und Oldhams von Album zu Album gespenstischer werdender Gesang – und die wenigen Zeilen, in denen Will Oldham seine komplexen Charaktere entwirft, machen staunen. Dostojewski, Gogol, Nabokov, Fairport Convention sind die Vorbilder, „Master And Everyone“ heißt das vielleicht schönste, sicherlich aber leiseste, intimste Albums 2003, in das „The Way“ uns führt und das behutsam die feinsten Schattierungen der Liebe behandelt. Man hört, wie Will Oldham mit dem Fuß den Takt tappt, wie er atmet, wie er mit den Fingern über die Seiten streicht. Aufgenommen in der Diele von Lambchop-Produzent Mark Nevers. Besser hätte das Jahr nicht beginnen können, und besser wurde es auch nicht mehr. (MB)

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