Darum wurde Jan Böhmermann beim Bundeswehr-Zapfenstreich übel

Auf Twitter fragt der „ZDF Magazin Royale“-Moderator, warum denn im Land der Tüftler nicht mal auf eine andere Zapfenstreich-Symbolik kommen kann.

Am Mittwoch (13. Oktober) wurde in Berlin vor dem Reichstag an den inzwischen beendeten Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr erinnert. Gedacht wurde der 59 Soldaten, die während dieser Zeit umkamen, zugleich wurde vor politischer Prominenz an die Bedeutung der Mission erinnert.

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Dazu gehörte auch ein traditioneller Fackelmarsch als Teil des Zapfenstreichs der Bundeswehr. Bilder, die mit dem geschulten Auge der Medienkompetenz (und zahlreichen ZDF-Dokumentationen zum Thema Nationalsozialismus) ungute Erinnerungen an eine andere Zeit wecken könnten. So ging es jedenfalls TV-Satiriker Jan Böhmermann.

„Fackelmärsche vorm Reichstag – let‘s agree to disagree“, schrieb er auf Twitter. „Ich finde Fackelmärsche von Uniformierten vorm Reichstag richtig, richtig scheiße.“

Bundeswehr beim Zapfenstreich für den Afghanistan-Einsatz vor dem Reichstag in Berlin

Neue Zapfenstreich-Symbolik gesucht

In einem weiteren Tweet legte der Comedian noch nach, dass allen unwohl bei Fackelmärschen sei, aber alle dennoch ein respektvolles Ritual für die Bundeswehr forderten. Insofern könne sich das „Land der Tüftler“ doch eine neue „Zapfenstreich-Innovation“ ausdenken.

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Böhmermann war nicht der einzige, der im Netz sein Unwohlsein über das Bundeswehr-Ritual bekundete. So schrieb etwa Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele auf Twitter: „Was soll das militaristische Ritual aus Preußen und NS-Zeit. In dem Krieg starben über 175.000 Mensch – meist Zivilisten. Nichts ist gut in Afghanistan. Was gibts da zu feiern.“

Während es im Fall von Jan Böhmermann neben einiger Zustimmung auch Kritik an seinem emotionalen Statement gab, reagierte inzwischen auch das Verteidigungsministerium auf die Diskussion im Netz. „Vergleiche mit dem dunkelsten Kapitel Deutschlands enttäuschen uns“, hieß es auf der Twitter-Seite des Ministeriums am Donnerstag (14. Oktober). Die Bundeswehr sei eine Parlamentsarmee. „Als diese hat sie ihren Platz inmitten der Gesellschaft – bei besonderen Anlässen auch vor dem Reichstagsgebäude.“ Ein Erklärvideo zur historischen Bedeutung des Zapfenstreichs wurde ergänzt.

#wehrmacht trendet bei Twitter

Nachdem CDU-Politiker Peter Tauber Jan Böhmermann in seiner Aufforderung, ein neues Zapfenstreich-Ritual zu finden, direkt anging („Meine Güte. Wenn Sie mögen, erkläre ich Ihnen mal den historischen Kontext. Da brauchen Sie offenkundig eh dringend Beratung.“), antwortete dieser mit dem impliziten Verweis darauf, dass die Bilder im Ausland durchaus mit einem Gefühl des Unheimlichen aufgenommen würden: „Die Bilder von gestern Abend funktionieren doch ganz fabelhaft sogar ohne historischen Kontext. Weltweit!“

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Hunderte Twitter-User beteiligten sich allein an Jan Böhmermanns Twitter-Beitrag. Unter dem Hashtag #wehrmacht fand der Diskurs zusätzlich eine recht eindeutige Richtung im Verlaufe des Mittwochabends und Donnerstagmorgens.

SeanGallup Getty Images
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