Joan Armatrading – konzentriert sich inzwischen ganz auf den Blues

Es gibt Abende, da ist es immer noch „merkwürdig“ für sie. selbst nach über 35 Jahren auf der Bühne, nach Tausenden von Konzerten und nachdem die Angst, die sie ganz am Anfang wie eine Sturzflut überkam, längst einer halbwegs normalen Nervosität gewichen ist. Gestern erst wieder, in Aarhus, da stand Joan Armatrading da oben und dachte: „Wie komisch, dass all diese Leute auf mich schauen.“ Sie fühle sich wohl auf der Bühne, fügt die 56-jährige Songschreiberin hinzu, doch „sich da hinzustellen hat ja immer auch was Angeberisches. Aber ich will, dass die Leute meine Songs hören. Und ich will, dass dabei diese emotionale Verbindung entsteht, die Musik herstellen kann.“ Jemand wie sie ist nach wie vor ein angenehmer Fremdkörper im eitlen Pop-Betrieb. „Me Myself I“, der Song, der ihrem Album von 1980 den Titel gab, war nicht die Parole eines Narziss, sondern die Standortbestimmung eines leisen Solitärs, der sich selbst damals gern schnell wieder aus der Arena der Aufmerksamkeit schlich. „Ich habe jeden Moment meiner Karriere genossen.“ Hatte sie ihre frühen Juwelen mit Top-Musikern und -Produzenten eingespielt, so heuerte Armatrading für ihr aktuelles Album nur einen Drummer an – und einen Techniker, um diesen richtig aufzunehmen. Den Rest besorgte sie selbst. „Ich habe schon immer ziemlich genau gewusst, was ich wollte“, lacht sie. Und „Into The Blues“ ist mehr als nur eine akademische Stilübung, auch wenn sich Armatrading neuerdings auch mit wissenschaftlichen Meriten schmücken darf. „Ich war beim Schreiben schon skeptisch, ob ich so eine Genre-Platte hinbekomme. Ich bin nicht so gut darin, bei einer Sache zu bleiben. Bis mir war klar wurde, dass ich auch innerhalb eines Genres sehr eklektisch sein kann.“

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