(K)eine Band für alle

Warum es kein Zufall ist, dass Queen und CSNY in dieser Ausgabe aufeinandertreffen

Wenn man an entscheidende Jahre der Pop-Geschichte denkt, fallen einem 1954 (Elvis nimmt seine erste Single in den Sun-Studios auf), 1967 (die Beatles veröffentlichen „Sgt. Pepper“, der Summer Of Love blüht), 1976 (Punkrock explodiert), 1986 (die Beastie Boys und Run DMC popularisieren den Hip-Hop), 1991 (Nirvana veröffentlichen „Nevermind“, House und Techno dominieren die Clubs) oder vielleicht 1995 (Oasis treten die Britpop-Welle los) ein. Aber 1974?

Ein Jahr des Übergangs, dominiert von Bands wie Genesis und Yes, von Deep Purple und den Bay City Rollers. Eher unbemerkt erschienen auch Meisterwerke von Kraftwerk, Robert Wyatt, John Cale, Big Star und Van Morrison. Ein homogenes Bild ergibt das kaum. Zwei Ausgrabungen aus jenem Jahr, die gegensätzlicher kaum sein könnten, beschäftigen uns in diesen Tagen. Da ist zum einen die voluminöse Dokumentation der desolaten und faszinierenden Stadion-Tournee von Crosby, Stills, Nash & Young, die eine zerstrittene Band im Zerfallen aber auf dem Höhepunkt ihres Schaffens zeigt. Das endgültige Ende eines Hippie-Traums, festgehalten in einer nicht eben billigen 4-CD-Box, die 40 Jahre danach veröffentlicht, prompt auf Platz 11 in die deutschen Charts einstieg. Und da sind zum anderen die Live-Aufnahmen von Queen 1974 im Londoner Rainbow, die eine Band auf der Startrampe zu Weltruhm und Stadion festhalten, eine Band, die Hardrock und Oper verband und gegen die zwei Jahre später Punk erfunden wurde. Mikal Gilmore zeichnet den Weg von Freddie Mercury, dem vielleicht theatralischsten Sänger von allen, nach; Robert Rotifer hat mit Brian May über das Leben nach Mercurys Tod gesprochen. Während CSNY in der Redaktion wohlwollendes Kopfnicken auslösen, sorgen Queen bei vielen für Stirnrunzeln. Birgit Fuß schätzt die Band vor allem in ihrer härteren Rock-Phase, Hans Nieswandt kann dem schnauzbärtigen Disco-Mercury am meisten abgewinnen – Maik Brüggemeyer findet sie in jeder Form furchtbar. Nur auf eines konnten wir uns einigen: Queen sind so interessant wie unterschätzt, was übrigens für das Jahr 1974 genauso gilt.

Und was ist heute so los? Hören Sie Banks, die derzeit wohl aufregendste Electro-Soul-Sängerin (Seite 64). Und gehen Sie ins Theater! Da passiert so viel Überraschendes, Anregendes, Durchgeknalltes – vielleicht macht Ihnen unsere Bühnen-Reportage auf Seite 56 ja Lust auf live.

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