5 Empfehlungen für das starke Krimi-Frühjahr

Sizilianische Nächte und Gräber der Seelen: ROLLING-STONE-Kolumnist Gunter Blank empfiehlt Kriminalromane.

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Empfehlungen der Redaktion

In unserer neuen Kolumne stellt ROLLING-STONE-Autor Gunter Blank nicht mehr exzellentes Essen und Trinken vor, sondern spannende Krimi-Kost.

FRANK GÖHRE: Sizilianische Nacht
(CULTURBOOKS)
★★★★

Frank Göhre ist trotz über dreißig stilsicheren Romanen der am meisten unterschätzte Krimiautor Deutschlands. Anfang der Neunziger zog es ihn nach Palermo ins Grand Hotel et Des Palmes. Jetzt, mit Anfang achtzig, hat er die Erinnerungen zu einem atmosphärischen Thriller verarbeitet, über einen müden, drogenabhängigen Bohemien, der 1933 in Zimmer 224 unter mysteriösen Umständen den Tod fand. Göhre hat sich die Geschichte des realen Raymond Roussel, der unter anderem das Wohnmobil erfand, anverwandelt und gestaltet sie zu einer universellen Erzählung über „Sehnsucht und die Suche nach sich selbst“.

NICOLÁS FERRARO: Ámbar
(PENDRAGON)
★★★★

Die fünfzehnjährige Ámbar ist „die Lieblingsnarbe“ ihres Gangstervaters und dankt es ihm, indem sie ihn nach jeder Schießerei hingebungsvoll wieder zusammenflickt. Der Mord an einem Freund schreckt das Duo auf, auf der Jagd nach dem Killer driften sie durch die argentinische Provinz. Die Reise wird zu einem Trip in die Vergangenheit, und je tiefer Ámbar in die Geheimnisse ihres Vaters eindringt, desto mehr muss sie an der Unverbrüchlichkeit seiner Zuneigung zweifeln. Mit seinem bezauberndultragewalttätigen Coming-ofAge-Roman hat sich Ferraro auf Anhieb ins Pantheon des Noir-Universums eingeschrieben.

ROSS THOMAS: Stimmenfang
(ALEXANDER)
★★★★

Afrika Ende der Sechziger. Im rohstoffreichen fiktiven Staat Albertia wird der erste Präsident gewählt. Der britische PR-Spezialist Peter Upshaw und der amerikanische Polit-Stratege Clinton Shartelle sollen die britischen Interessen wahren und dem Außenseiter zum Sieg verhelfen, sehen sich aber schnell skrupelloser Konkurrenz der CIA gegenüber. Der große Ross Thomas griff hier auf seine eigenen Erfahrungen als Spin Doctor im gerade unabhängig gewordenen Nigeria zurück und liefert einen atemberaubenden, exemplarischen Polit-Thriller über Korruption und Wahlmanipulation im postkolonialen Afrika.

MARCELLO SIMONI: Das Grab der Seelen
(FOLIO)
★★★★

Marcello Simoni wandelt erfolgreich auf den Spuren von Umberto Eco und versetzt uns in das Ferrara des Jahres 1626, wo der Mord an einem jüdischen Mystiker das prekäre Gleichgewicht der Religionen bedroht. Der vom Vatikan entsandte Dominikaner Girolamo Svampa soll die Tat aufklären, stößt aber auf eine gewaltige Intrige, deren Ziel es ist, die Juden aus dem Zentrum zu vertreiben und in ein Ghetto am Stadtrand einzupferchen. Simoni zieht alle Register, von sinisteren Inquisitoren über kabbalistische Riten bis hin zu einem leibhaftigen Golem wühlt er alles auf, was am Grund der Religionsgeschichte lauert.

GEORGES SIMENON: Kommissar G7 und der Mord am Kanal
(KAMPA)
★★★

Ehe Georges Simenon Kommissar Maigret erfand, wandelte er auf den Spuren von Arthur Conan Doyle und schuf einen genialen Pariser Kommissar, den, weil seine roten Haare an die Dächer der Pariser G7-Taxis erinnerten, alle nur G7 nennen. G7, ebenso sehr genialer Sherlock Holmes wie unscheinbar raffnierter Inspector Columbo, kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Behörden in der Hauptstadt und der Provinz nicht mehr weiterwissen. Begleitet wird er in den 13 Geschichten von Simenons Alter Ego, einem jungen Krimiautor.

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