Lambchop – Hamburg, Fabrik

Kanm es sein, daß Countrysänger von Generation zu Generation immer schwächlicher werden? Johnny Cash war ein Fels in der Landschaft, Kurt Wagner ist ein Strich darin: schlaksiger Oberkörper, blasser Oberschüler-Teint, eine Stimme wie ein Fade-Out Ganz offensichtlich ein Asket: Mit dem Titel des letzten Albums brüstete Wagner sich damit, das Rauchen aufgegeben zu haben. Unter dem Tour-Motto „HowIQuit Touring“ bekam man als Konzertbesucher irgendwie ein schlechtes Gewissen: Bin ich nicht letztlich daran mitschuldig, daß der Mann vom Touren nicht loskommt?

Auch während des Auftritts wurde man den Eindruck nicht los, hier überflüssig zu sein. Wann immer jemand sich ein oder zwei Dezibel zu laut unterhielt, drehte sich offenbar ein zur Band gehörender Videofilmer um und machte ziemlich laut“ Pssst!“ Bei Kammerkonzerten mit Schubert-Streichquartetten geht es bestimmt wesentlich ungezwungener zu ab hier.

Doch die Künstler wollen es so. Eine Lambchop-Show ist, wenn viele Leute wenig Musik machen. Die Geigen, die auf Platte Wagners Musik mit süßem Schmelz beträufeln, werden live durch drei nicht minder cremige Bläser ersetzt. Nashville-Sound der feinen Art, alles extrem dezent. Wagner singt leise, die Steel Guitar zockelt immer ein bißchen zu langsam hinter ihm her. Nach und nach kehrt im Zuschauerraum Andacht ein. Wenn die Menschen so wären wie diese Musik, dann hätte es nie Kriege gegeben und auch keine Videorecorder. Einfach aus blanker Faulheit.

Um die Show optisch ein bißchen aufzumöbeln, setzt der Schlagzeuger eine Kochmütze auf. Keiner lacht Es ist zu spät für Klamauk, was dann auch egal ist. Musikalisch wird alles immer noch dezenter und noch ruhiger: Ganz am Schluß zupft Wagner die Gitarre und bewegt den Mund. Die Reaktion in den vorderen Reihen läßt darauf schließen, daß er tatsächlich auch singt. Hinterher heißt es, der Song sei wirklich großartig gewesen.

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