Leon Wildes: John Lennons New Yorker Anwalt ist tot

Der Mann, der die Abschiebung des Beatle aus den USA verhinderte, verstirbt mit 90

Leon Wildes, ein renommierter Anwalt aus Manhattan, bekannt für seinen jahrelangen Kampf in den 1970er-Jahren, um die Abschiebung von John Lennon zu verhindern, ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Der Experte für Einwanderungsfragen verhalf dem geborenen Liverpooler schließlich zu einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung in den Vereinigten Staaten.

Wildes verstarb, wie erst jetzt in US-Fachmedien gemeldet wurde, am Montag (8. Januar) im Lenox Hill Hospital in Manhattan. Sein Sohn – der Einwanderungsanwalt und Bürgermeister von Englewood, New Jersey, Michael Wildes – sagte, dass er nach einer Reihe von Schlaganfällen gesundheitlich schwer angeschlagen war.

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„Dad hatte das Gefühl, dass er den amerikanischen Traum für ein Kind aus Olyphant PA tatsächlich gelebt hat, und er verbrachte sein Leben damit, die gleiche Erfahrung für viele andere zu ermöglichen“, sagte sein Sohn Michael Wildes, der auch geschäftsführender Partner der Firma Wildes & Weinberg ist, die sein Vater mit gegründet hat. „Er wurde von seiner Familie geliebt, war außerordentlich bescheiden und wurde von unserer Anwaltskammer sehr geschätzt.“

Der Tod des Anwalts für Einwanderungsrecht wirft ein Schlaglicht auf ein weniger bekanntes Kapitel der New-York-Ära von John Lennon.

Um den Jahrzehntwechsel Sechziger/Siebziger Jahre willigte Wildes ein, sich mit dem Paar Lennon/Ono in den Manhattan-Büros von Apple Records zu treffen.

„Jack Lemmon und Yoko Moto“

Später machte er ein – ihm eher peinliches – „Geständnis“ über den bebrillten Musiker und seine Künstlerfrau: „Ich hatte keine Ahnung, wer diese Leute sind“, sagte er in einem Interview. Anfangs habe er selbst ihre Namen als „Jack Lemmon und Yoko Moto“ falsch verstanden.

Was Wildes dann für eine routinemäßige Formalie hielt, entwickelte sich zu einem der dramatischsten juristischen Auseinandersetzungen im Popmusik-Umfeld der damaligen Zeit. Lennon und Ono waren von England nach New York City gezogen und versuchten, Onos Tochter aus einer früheren Ehe, Kyoko Chan Cox, ausfindig zu machen, die ihr Ex-Mann entführt hatte.

Das Paar engagierte sich auch in der neuen US-Linken in dieser Ära. Sie wandten sich gegen den Vietnamkrieg und unterstützten die Bemühungen, Präsident Richard Nixon bei seiner Wiederwahl zu schlagen. Da das Mindestwahlalter von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt worden war, plante Lennon 1972 eine Tournee durch die USA, die möglicherweise Millionen von jungen Menschen anziehen würde.

Wie Regierungsakten später enthüllten, befürchteten einige Nixon-Anhänger, dass Lennon Nixon politisch schaden könnte. In einem Memo, das im Februar 1972 an Senator Strom Thurmond, einen Republikaner aus South Carolina und Mitglied eines Senatsunterausschusses für innere Sicherheit, geschickt wurde, empfahlen Berater eine „strategische Gegenmaßnahme“, nämlich die Aufhebung von Lennons Visum. Die Regierung versuchte auch, die in Tokio geborene Ono des Landes zu verweisen. Doch sie erhielt 1973 eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.

Senator Thurmond leitete das Memo an Nixons Generalstaatsanwalt John Mitchell weiter, dessen Stellvertreter Richard Kleindienst sich an die Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde wandte. Im März teilte die Einwanderungsbehörde dem britischen Rockstar mit, dass sein Visum nicht verlängert werden würde.

FBI-Direktor J. Edgar Hoover soll sich persönlich eingemischt haben

Die Beamten beriefen sich auf eine Drogenverhaftung in London im Jahr 1968, als sich Lennon des Besitzes von Cannabisharz schuldig bekannte. Nach damaligem US-Recht drohte Nicht-Einwohnern die Ausweisung. Grundlage dafür war ein Gesetz oder besser: eine Vorschrift, die sich auf den unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln oder Marihuana bezieht.

In den nächsten zwei Jahren waren Lennon und Ono ständigen Schikanen der US-Regierung ausgesetzt. FBI-Direktor J. Edgar Hoover soll sich zeitweise sogar persönlich eingemischt haben. Ihr Telefon wurde abgehört und ihr Aufenthaltsort genau verfolgt. Lennon wurde später zitiert, dass der Druck zum vorübergehenden Scheitern seiner Ehe beitrug. Der Musiker zog 1973 nach Los Angeles und begann ein, wie er es nannte, „sehr langes Wochenende“ mit Alkohol und Drogen, an dessen Ende sich das Paar 1975 wieder versöhnte.

Es war dem harten Kampf von Leon Wildes zu verdanken, dass Lennon schließlich in New York bleiben durfte, wo er tragischerweise im Dezember 1980 erschossen wurde.

Images Press Getty Images
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