Live gibt es nur einen MANGU, im Studio aber führt der zweite, wichtige Mann Regie

Mangu machen HipHop mit Salsa-Elementen. Man hätte sich das ausdenken können als Abzocknummer zum Sommergeschäft und mittendrin im Megatrend Kuba. Doch Mangu sind kein Retortenprodukt Im Gegenteil: Denn hier begeben sich zwei Musikfans ins Charts-Business.

Der eine, Freddy Garcia, wurde vor 22 Jahren in der Dominikanischen Republik geboren, wuchs dann in der Bronx auf und lebt heute in Miami. Papa spielte ihm schon in jungen Jahren klassischen Soul und Funk vor, die Hits von Old-School-Rappern wie KRS-1 brachten Freddy das rhythmische Sprechsingen nahe. In Auftreten wie Aussehen an die smarten, quirligen Hauptakteure der ersten Spike Lee-Filme erinnernd, zog er 1990 nach Miami und fand dort schon bald Kontakt zu den Girls und Jobs als Anheizer, beides natürlich häufig wechselnd.

Freddy kennt das Musik-Business: „Ich war Tänzer bei dieser Discoband. Ich darf natürlich ihren Namen nicht sagen, aber es gab jedenfalls stets zwei Gruppen: die echte Truppe und die Doppelgänger, die parallel ebenfalls Konzerte gaben. Ich war in der Zweitbesetzung: Wir wurden nach unserer Ähnlichkeit mit den Stars ausgewählt, Talent zum Tanzen brauchte man auch. Wir waren ziemlich erfolgreich, ich bin in etwa vierzig Staaten aufgetreten. Und niemand hat den Schwindel jemals bemerkt.“

Der andere heißt Joe Galdo, stammt aus Miami und könnte rein altersmäßig Freddys Vater sein. Joe arbeitete ab 1969 als Schlagzeuger: „Ich war einige Zeit in einem Studio, wo du die Musiker mieten konntest. Für 20 Dollar pro Song! Ich hab auf Hunderten von Platten mitgespielt.“ Nach lukrativeren Jobs, u. a. für Robert Palmer, wurde er in den 80er Jahrenn Produzent (z. B. Miami Sound Machine, Angelique Kidjo), am liebsten für Island Records, denn da hieß der Chef bis vor kurzem Chris Blackwell, und der ist, wie Joe ganz selbstverständlich erklärt, „ein guter Typ“. 1993 suchte Joe einen Rapper, der den Song „La Playa“ auf spanisch und englisch rappen konnte.

„Freddy kam in mein Studio, hörte sich den Instrumental-Track an, ging nach nebenan und kam nach einer halben Stunde mit einem fertigen Text wieder. Ich habe ihn gehört und gedacht: Der Kerl ist gut.“ Die Liebe ist übrigens gegenseitig: „Joe ist klasse. Er hat eine irre Plattensammlung und hat mir tolle Sachen vorgespielt Ich habe viel von ihm gelernt.“ Ihr Projekt hieß von da an Mangu, „La Playa“ wurde ein Hit und die beiden ein Team.

Mit dem Debütalbum dauerte es einige Zeit, vielleicht, weil das Studio direkt an einem zum Müßiggang verlockenden Strand lag, sicher auch, weil man auf Gäste wie Latin-Gott Johnny Pacheco oder Reggae-Star Beenie Man immer warten muß. Jetzt erscheint es spät, aber pünktlich zum Trend, namenlos, jedoch sehr hübsch: HipHop mit Salsa, was vor allem auf der von einem süperben Willie Colon-Sample geprägten Single „Calle Luna, Calle Sol“ prächtig funktioniert. Die wird wohl auch ein Hit, mit schicken Remixen. Joe hat damit aber nicht viel am Hut: Er mag Remixe seiner Sachen nicht Freddy auch nicht Er gibt Konzerte, „mit Band und Bläsern“, wie er stolz erklärt Die werden wohl wie man kürzlich bei alles wegpustenden Gigs in Paris und Hamburg sehen konnte, äußerst unterhaltsam. So haben beide gut zu tun. Man will zwar Geld verdienen – aber halt nicht nur.

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