Markt ohne Bindung

Über mangelnde Nachfrage kann sich das Medium Computerspiel im Moment nicht beklagen. Allein in Deutschland werden 2008 Konsolen und Spiele im Wert von rund 2,5 Milliarden Euro verkauft werden. Was noch mal eine saftige Umsatzsteigerung von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Das Gegenteil trifft für das Begleitmedium Computerspielzeitschrift zu. Um die Jahrtausendwende gehörten viele Titel noch zu den Goldgruben ihrer Verlage. Die Marktführer „Computer Bild Spiele“ (einst bei 736 000 Exemplaren), „GameStar“ und „PC Games“ verloren im Vergleich zu ihren besten Zeiten jeweils rund zwei Drittel ihrer Auflage. Auch den kleineren Mitbewerbern geht es nicht viel besser.

Gunnar Lott, lange Jahre „GameStar“-Chefredakteur und heute Director Online der IDG Entertainment Media GmbH, beruhigt und , sagt: „Es findet einfach eine Verlagerung von Print zu Online statt. Aber davor haben wir keine Angst.“ In der Tat erreichten die Online-Zahlen vieler Zeitschriften-Titel in den vergangenen Wochen ein beachtliches Niveau. Die „Computer Bild“-Gruppe kommt auf über 8,5 Millionen monatliche Visits, gamestar.de und pcgames.de auf jeweils weit über drei Millionen.

Dass darunter die Printauflagen leiden, ist nur zu verständlich. Zudem hätten, sagt Lott, viele jugendliche Spieler nicht mehr eine so starke Bindung an „ihr“ Magazin wie noch die Generation der heute 30- bis 40-Jährigen. Es sei wichtig, sich auf hochwertige, auch teure Zeitschriften zu konzentrieren, die übersichtlichere Informationen bieten, als es das Internet kann. XXL-Versionen und „Gold“-Ausgaben gehören längst zum Geschäft. Dennoch stellt Lott klar.- „Große Auflagenzuwächse werden nicht mehr kommen. Aber Marken wie ,GameStar‘ wird es immer geben, egal ob gedruckt, im Netz, auf Events oder im Bewegtbild.“

Die Branche hat sich ihren Optimismus jedenfalls nicht nehmen lassen. Erst vor kurzem starteten zwei neue Titel. Das etwas erwachsener als die Konkurrenz anmutende „GamesTM“ und das sehr breit aufgestellte „Games and more“. Deren Chefredakteur Thomas Szedlak erhofft sich Leser bei den WiiFit-, Singstar- und Sims-Spielern. Er sagt: „Diese Games für Gelegenheitsspieler werden in den bestehenden Magazinen nur unzureichend besprochen.“ „Games and more“ entpuppt sich nach Betrachtung allerdings als Gemischtwarenladen. Ganz nebenbei werden hier auch noch Film, Musik „und mehr“ abgehandelt. Ob da der Kampf preis in Höhe eines Euros hilft? Eher kaum. Dann doch lieber ein teures goldenes XXL-Magazin mit Doppel-DVD.

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