Michael Wendlers zweckloser Kampf gegen die „Cancel Culture“

Ist das Zensur – oder fortgeschrittener Realitätsverlust beim Wendler?

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Trotz jahrelanger Kontroversen und seinem selbst heraufbeschworenen, öffentlichen Image-Verfall versucht Michael Wendler nun wieder verstärkt, in der deutschen Unterhaltungsbranche Fuß zu fassen. Ein verzweifelter Kampf gegen eine empfundene „Cancel Culture“ – diese beruht aber wohl eher auf gesundem Menschenverstand statt auf Hass oder Neid.

Michael Wendler: Niemand will sein neues Album verkaufen?

„MediaMarkt, Saturn, Amazon und andere Händler wollen das neue Album von Schlagerstar Michael Wendler nicht listen“, beschwert sich der Administrator seiner Facebook-Seite (oder der Wendler selbst in der dritten Person) über angebliche Schwierigkeiten beim Vertrieb seiner neuen CD. „Grund dafür ist seine Corona-kritische Haltung, die ihn offenbar immer noch zur Persona non grata macht.“ Sein neues Album „Unfassbar stark“ sei daher exklusiv in einem Linzer Online-Shop erhältlich. „Nach dem Motto: Gegen die Zensur – für die Freiheit!“

Bei dem genannten Händler handelt es sich um einen österreichischen Shop für, gelinde gesagt, „Andersdenkende“ und Schwurbler. Recherchen aus dem antifaschistischen Umfeld legen nahe, dass auch engere Beziehungen zu Neonazis bestehen. Das verwundert nicht, kann man neben T-Shirts für Freidenker, Prepper-Zubehör und Chakra-Massagestäbe, doch auch politisch motivierte Aufkleber und Broschüren bestellen. Die Preise für die zum Teil ramschigen Shopartikel sind überzogen und sollen wohl auch als Spende an Gleichgesinnte verstanden werden.

In eben diesem Umfeld scheint sich Michael Wendler offenbar Freunde gemacht zu haben, denn die selbstempfundene „Zensur“ erfährt der Schlagersänger hier anscheinend nicht. Was er nicht erwähnt: Seine verbliebenen Fans können das Ende März erschienene Album auch ganz normal streamen, bei Spotify ist es auffindbar. Nur interessieren sich anscheinend nicht sehr viele für die Platte. Zum Vergleich: Während seine Schmonzette „Egal“ 27 Millionen Aufrufe hat, schafft es der beliebteste Track vom neuen Album gerade mal auf 85.000 Aufrufe.

Auftritt in Oberhausen geplant

Sein geplanter Auftritt in Oberhausen wurde ursprünglich mit Protesten und Empörung begleitet. Viele forderten, dem Sänger, der sich während der Pandemie mit kruden Verschwörungstheorien und radikalen Aussagen ins gesellschaftliche Abseits katapultiert hatte, keine Bühne mehr zu bieten. Der Ticketverkauf läuft schleppend – wohl auch wegen der recht hohen Ticketpreise. Für einen Stehplatz zahlt man rund 73 Euro.