Milo Yiannopoulos: Was trieb der Rechte bei den VMA? MTV druckst herum

Bei den diesjährigen MTV Video Music Awards war auch das Alt-Right-Vorbild Milo Yiannopoulos vor Ort – aber wer hat ihn eingeladen?

Ungebetene Gäste sind wahrlich unangenehm: Niemand hat sie eingeladen, sie sorgen für eine unterschwellig negative Stimmung und am Ende trinken sie den anderen nur den Wein weg – im harmlosesten Fall. So ähnlich trug sich nun ein anderes, konkretes Szenario zu; hier ist allerdings ungeklärt, ob es der Veranstalter selbst war, der den kontrovers diskutierten Besucher auf die Gästeliste setzte.

Rechte Gäste, rechte Hetze

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Ganz zum Unmut vieler weiterer Eingeladener, denn: Bei dem Besucher handelte es sich um Milo Yiannopoulos, der bei den diesjährigen MTV Video Music Awards offenbar von Seiten des Gastgebers zumindest insoweit akzeptiert wurde, dass er genügend Zeit hatte, zahlreiche Selfies zu schießen und sie zu posten.

Yiannopoulos ist ein Blogger und Journalist aus Großbritannien, der für das für rechtspopulitische Beiträge bekannte US-Portal „Breitbart“ geschrieben hat. Darunter einen Artikel, der Pädophilie nicht nur verharmlost, sondern sogar bekräftigt – später relativierte der Autor seine Aussagen zwar, allerdings erst nach massivem Druck durch seinen Arbeitgeber.

„Wundervollster Präsident“

Der 32-Jährige hetzte in seinen Beiträgen offen gegen „illegale Einwanderer“, die für den Tod „unschuldiger Menschen“ verantwortlich seien, sowie unter anderem gegen Hillary Clinton, die er als „Kriegshetzerin“ betitelte. Er selbst agiert als vehementer Trump-Unterstützer, welcher in seinen Augen der „wundervollste Präsident“ aller Zeiten sei – angesichts der Homosexualität des Journalisten eine denkbar ungewöhnliche politische Ansicht, ist doch die LGBT-Gemeinde in Trumps Augen wenig wert.

sexistische Hetzjagd

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Eines hat Milo Yiannopoulos seinem Idol Donald Trump allerdings tatsächlich voraus: Im Juni vergangenen Jahres wurde der Twitter-Account des Journalisten auf Lebenszeit gesperrt, weil er mitverantwortlich für die rassistische und sexistische Hetzjagd auf Schauspielerin Leslie Jones war.

Innovative Selbstdarstellung …

Was aber macht jemand wie Milo Yiannopoulos, der hauptberuflich rechte Hetze betreibt, bei einer Veranstaltung wie den MTV Video Music Awards, die auf ihrer offiziellen Website auch noch mit folgender Neuerung werben: „Was ganz besonders an der diesjährigen Verleihung war? Die Kategorien wurden das erste Mal nicht mehr nach Geschlecht unterteilt, sondern Sänger und Sängerinnen treten in Zukunft immer in einer gemeinsamen Kategorie gegeneinander an.“ Möchte man ein Gesicht wie das des 32-Jährigen wirklich mit dem Namen seiner eigenen Veranstaltung verbunden sehen?

…aber fragwürdige Besucher

Nicht nur zahlreiche Twitter-Nutzer teilten ihre Meinung über den ganz besonderen Gast („Hey MTV, ich dachte, das diesjährige Thema sei Anti-Hass gewesen? Was macht Milo dann bei euch?“), auch Richard S. Thomas, Professor an der Universität Illinois, gab ein Statement ab: „Milos Anwesenheit untergräbt alles, was die Prominenten in ihren Protestreden sagten. Das gehört schlichtweg zum Versuch, Faschismus in die Gesellschaft einzugliedern – indem man ihn einfach als „andere Meinung“ einstuft.“

Wer ließ Milo rein?

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Aber: Wie kam der Rechte denn nun zu den VMAs? Reingeschlichen wird er sich nicht haben, Zugang wird ausschließlich mit Einladung gewährt. MTV lässt verlauten lässt, sie hätten Yiannopoulos nicht eingeladen – wie oder warum er dann bei der Show anwesend war, dazu wollte der Musiksender keinen weiteren Kommentar abgeben.

„Fuck off“

Aufgrund der vielen Nachfragen und des großen öffentlichen Interesses hat sich MTV immerhin doch noch dazu durchgerungen, ein offizielles Statement zum Vorfall abzugeben: „Bei den diesjährigen VMAs ging es um uns als Einheit, um eine positive Einstellung und um Inklusion – voll und ganz das, was unser Publikum und die DNA MTVs ausmacht. Alles andere ist nur Furore.“

Das Onlineportal „Mic“ fragte außerdem auch Yiannopoulos selbst nach seiner Meinung – seine Antwort lautete: „Fuck off“.

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