Mit „OH “ liefern Lambchop einmal mehr ein veritables Kunst-Stück

Das sind also die Umstände, unter denen die neue Platte entstanden ist: Kurt Wagner ist auf Solo-Tournee gegangen und hat sich Material geschrieben, das man allein singen und spielen kann. Schon war die bislang bei Lambchop übliche Arbeitsweise ausgehebelt. Denn bislang ging es bei diesem Ensemble um die Zusammenarbeit im Kollektiv, weshalb fertige Lieder nicht in den Proberaum durften.

Auf „OH (Ohio)“ hat die Musik klare Strukturen, ist manchmal betont einfach. Wagner, jetzt also der Frontmann seiner Band, hat im Vorfeld Leonard Cohen gehört – und dessen musikalische Ikonografie mag man hier und da als Einfluss ausmachen. Zum Beispiel bei dem bewegenden, Chanson-artigen „Slipped Dissolved And Loosed“, in dem zwei Background-Frauen singen wie bei Burt Bacharach. Auch der Opener würde Bacharach mit Sicherheit gefallen-. „Ohio“ ist die Sorte ausgeklügelter Songwriter-Jazz, mit dem man sich als potenter Komponist empfiehlt. Großes Orchester!

Natürlich ist es wiederum wunderschön, wie sich auf dieser Platte die Stille ausbreitet. Wagner, der sonst auch schon mal seine eigene Musik sabotiert, setzt durchgehend auf Intimität jene Intimität, die die beiden Nackten auf dem Cover miteinander teilen. Sicher lauert das Böse ganz in der Nähe, doch es gelangt nicht tief hinein in diese private Welt.

Man folgt Kurt Wagner in seine Stille, weil er die großen Emotionen nur andeutet, wie eine Möglichkeit, mit der man dann selbst etwas anfangen muss. Wagner beschreibt häusliche Szenen von Liebe und Verlust, Vertrautheit und Verstörung. Dass deren Wahrhaftigkeit gerade in der Widersprüchlichkeit erkennbar wird, ist hier eben das künstlerische Ideal.

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