Spielt die DFB-Elf dank „Major Tom“ nun „völlig losgelöst“?

Der Einsatz des NDW-Hits von Peter Schilling ist zwar etwas seltsam, aber er scheint zu wirken.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gilt, im Gegensatz zu vielen Liga-Clubs, nicht gerade als Hort der Popkultur. Neben den durchwachsenen sportlichen Leistungen der letzten Jahre haben peinliche DFB-Kampagnen wie „Die Mannschaft“ oder archetypische „Klatschpappen-“ oder „Event“-Zuschauer eine halbwegs coole Tribünen-Kultur gar nicht erst aufkommen lassen.

Das scheint sich gerade auf wunderliche Art zu ändern. Eine wiederum sehr deutsche Art Fußball und Pop miteinander zu verknüpfen: Das Mysterium heißt „Major Tom“ oder nach seinem Refrain auch „Völlig Losgelöst“.

Bekanntlich eine milde Space-Schlager-Variante des „Space Oddity“-Themas von David Bowie. In den NDW-Jahren um 1982 war der Song für eine Weile Nummer-Eins-Hit in Deutschland, in der englischen Umsetzung als „Coming Home“ auch mal kurz Platz 14 in den US-Billboard-Charts. Ein Hauch von Nenas „Luftballon“-Epos wehte durch die große, weite Musikwelt.

Zombie Nation wurde abgesetzt

Nach Jahrzehnten der Rotation im Oldie-Radio nun das Comeback im Stadion! Nicht wie „Seven Nation Army“ von den White Stripes, das auf den Stehtribünen von Brügge und später (Lazio) Rom im Kicker-Kontext angeeignet wurde. Stattdessen wurde brav eine Online-Petion auf Change.Org installiert. Rund 70.000 Voter setzten sich für eine Auswechslung der bisherigen Torhymne „Kernkraft 400“ des Münchner Techno-Projekts Zombie Nation ein.

Nun also statt Ballerbeats ein flauschiges Abheben in den Weltenraum. Beim Testspiel-Kick am Dienstag (26. März) gegen die „Elftal“ aus den Niederlanden in den neuen rosa-lila Disco-Trikots erklang die neue Torhymne im Frankfurter Stadion zum ersten Mal „offiziell“.

Der Stuttgarter Produzent Pierre Michael „Peter“ Schilling (68) zeigte sich gegenüber dem Wochenmagazin „Stern“ ziemlich überrascht, „wobei der Song bereits in den vergangenen 40 Jahren konsistent für Hollywood-Filme und internationale Serien angefragt wird.“ Ein Dauerbrenner also, der durch seine Verwendung in Webevideos für die aktuellen, farblich kontroversen Adidas-Auswärts-Leibchen seinen erneuten Frühling feiern kann.

Bei der EM gibt es „Major Tom“ nicht zu hören

Bei der Europameisterschaft im Juni wird der wackere Astronaut Tom allerdings nicht in den Flutlichthimmel steigen. Beim Turnier in Deutschland hält der internationale Verband UEFA die Hände am Torhymnen-Mischpult.

Wir erinnern uns an die FIFA- und UEFA-Song-Inflation seit der Goleo-Ära mit „Love Generation“ beim „Sommermärchen“ 2006. Begleitet von einer musikalischen Armada, zu der seinerzeit auch Herbert Grönemeyer und der noch nicht der Verwirrung anheimgefallene Xavier Naidoo gehörten.

Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz ballerte dann Shaggy einen Ball von Jamaika hinein in die Alpen. In Südafrika 2010 durfte von offizieller Seite (neben vielen anderen) Shakira einheizen…

Gegen das Kalkül der internationalen Verbands-Strategen wirkt der „Major Tom“-Return fast schon ein wenig wie Tribünenromantik…

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