Die Ankündigung der Oscar-Nominierungen ist ein schlechter Witz
Die Oscar-Verleihung mag die größte Show der Welt sein. Die Bekanntgabe der Nominierungen ist aber eine Nummer zu klein.
Es ist nicht unbedingt nur die Schuld der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, dass die Auswahl der Filme für den Oscar von Jahr zu Jahr weniger überraschend erscheint. Sehr wohl könnte die Academy aber etwas ändern an der Verkündung der Nominierungen. Die war auch in diesem Jahr maximal schmucklos.
Die beiden Moderatoren Bowen Yang und Rachel Sennott freuten sich wie kleine Kinder über die „tollen, tollen Filme“ und versicherten schon vor der ersten Nennung der Kategorien, brav vorher die Aussprache der Namen gelernt zu haben. Das mag stimmen, aber lange geübt haben sie wohl nicht. Nach einigen Versprechern verlasen sie später lieber nur noch die Filmtitel und ließen die Credits weg. Das ist, freundlich gesagt, peinlich.
Wer sagt eigentlich, dass man aus der Nominierungsveranstaltung eine so müde Vorlesenummer machen muss? Yang ist zwar ein bekannter Komiker, aber auch Teil des „Wicked“-Casts. Verständlich, dass er sich herzlich freute, dass das Disney-Musical zehn Nominierungen abstaubte. Rachel Sennott ist toll in „Shiva Baby“, aber sie versprühte keinerlei Hollywood-Glamour. Stattdessen fielen ihr nur ein paar schlechte Witze ein.
Oscar-Glamour gibt es nur bei der Verleihung – warum eigentlich?
Wenn schon bei der Verleihung der Academy Awards in Los Angeles das große Tafelsilber aufgefahren wird und jedes Detail in der Inszenierung zu stimmen scheint, warum können die Oscars nicht auch bei der Bekanntgabe der für den Goldjungen in Frage kommenden Stars und Künstler leuchten? Es muss ja nicht gleich eine pompöse 90-Minuten-Sause mit Meryl Streep und Robert Redford sein.
Sicher hätte auch Janet Yang, die derzeitige Präsidentin der Academy, eine gute Figur gemacht, wenn sie die Nominierungen – vielleicht mit einem Kollegen – vorgestellt hätte. Mehr Autorität und Seriösität wären sicher drin gewesen.
In dieser Form bleibt die Verkündung der Oscar-Nominierungen eine hastig abgehandelte Pflicht ohne Spannung und Gespür für das, was das amerikanische Kino doch auszeichnet: Extravaganz.