Rache der Riesenköpfe

The Mars Volta haben lange Lieder, lange Namen und Einflüsse, die so dicht wuchern wie die Afro-Haare

Schon gehört? Prog-Rock ist back! Nein, kleiner Scherz, Mars Volta sind eine von wenigen Bands, denen man zur Zeit diesen umstrittenen Stempel aufdrückt Allerdings nicht ganz ohne Grund: Auf dem neuen Album der Kalifornier gibt es halbstündige Stücke, die in Suiten unterteilt sind und zum Beispiel „Cassandra Gemini“ heißen, oder noch besser: „Cygnus… Vismund Cygnus“. Es gibt endlose Gitarrensoli, die sich bisweilen durch ein ganzes Orchester wühlen, dann von den Polyrhythmen der beiden Schlagzeuger verschluckt werden. Dazu röhrt ein sprachbegabter Robert-PIant-Fan Texte voller mystischer Andeutungen und literarischer Querverweise. Es sieht fast so aus, als seien die coolen Afrofrisuren von Sänger Cedric Bixler Zavala und Gitarrist Omar A. Rodriguez-Lopez das Modischste an Mars Volta.

„Frances The Mute“,das zweite Großwerk der Nachfolge-Band von At The Drive-In, ist ein Konzeptalbum. „Das Album handelt von der Schwierigkeit, etwas aufzugeben. Sucht als Metapher“, erklärt der sehr gescheite Bixler Zavala. „Es gibt dazu einen Haufen verschiedener Einflüsse: Collagen von Max Ernst, Alexandra Jodorowskys Film ‚Montana Sacra‘ und die Geschichten, die junge mexikanische Katholiken erzählen, um das Konzept der Liebe Gottes zu illustrieren. Und da ist auch noch das Tagebuch, das unser Freund Jeremy Ward auf dem Rücksitz eines Autos gefunden hat.“

Mars Volta gründein gerne tief, lieben aber auch die Opulenz. „Frances The Mute“ entstand in acht Studios zwischen Puerto Rico, Australien und Los Angeles: „Wir wollten das Budget lieber kreativ ausgeben. Ich möchte mich an meine Musikerkarriere als eine aufregende Fahrt erinnern, nicht als langweiligen 9-fo-5-Job“, sagt der Sänger.

Mit dem grassierenden Disco-Punk-Fieber kann er wenig anfangen: „Das ist wohl der Grund, warum Gang Of Four gerade Reunion-Shows spielen: Die fragen sich, warum all diese Kids das Geld bekommen, das eigentlich ihnen zusteht. Man kann das auch über uns sagen, aber man muss schon sehr stur sein, um zu behaupten, wir würden nur Led Zeppelin tippen.“ The Mars Volta sind Trittbrettfahrer und Innovatoren in einem.

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