Radiohead live 2016: Acht Erkenntnisse aus ihrer Setlist

Tourstart in Amsterdam: So lässt sich die neue Setlist deuten

In Amsterdam starteten Radiohead am Freitag (20. Mai) ihre Tournee zum Album „A Moon Shaped Pool“. Die 24-Song-starke Setlist erwies sich als mal überraschend, dann wieder als oldschool.

Zehn Erkenntnisse und Prognosen für den weiteren Verlauf der Tour:

1. Radiohead sehen in den „A Moon Shaped Pool“-Liedern eine Erzählung, die am Stück erfolgen muss

Das hat es lange nicht mehr gegeben: Radiohead eröffnen ein Konzert mit gleich fünf Songs aus einer neuen Platte, und das wie in Reihenfolge auf dem Album. Das führt zur zumindest herausfordenden Situation, dass die eher ruhigen Songs zwei bis vier, „Daydreaming“, „Decks Dark“ und „Desert Island Disc“ jene Konzert-typische Dynamik vermissen lassen, die von den meisten Zuschauern erwartet wird: Erst ein paar Upper, dann wird verschnauft. Die vier weiteren „Pool“-Tracks werden über das Set zwar verstreut, aber auch in Reihenfolge wie auf der Platte aufgeführt.

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2. Die Neunziger sind jetzt so richtig wirklich nicht mehr ihr Jahrzehnt

Auf „My Iron Lung“ (aus „The Bends“, 1995) hatte die Band sicher Lust, den Song hatten sie zuletzt 2008 gespielt. Auf „Paranoid Android“ auch? Es ist ihr größter Hit, Radiohead spielen ihn fast immer. Nur, dass es den Musiker eingentlich egal ist, ob ihre Stücke „Hits“ gewesen sind. Deshalb hören wir heute auch so selten noch „Karma Police“, „Just“ oder „Fake Plastic Trees“. Sieht ein bisschen so aus, als führen Radiohead „Paranoid Android“ vor allem für die Fans auf. Nur zwei Stücke aus den Neunzigern in Amsterdam.

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3. Deshalb auch kein „Creep“

Muss man nichts zu sagen, oder?

4. Und deshalb schlägt neu generell alt

Mit „In Rainbows“ von 2007 begannen Radiohead sich zurückzuziehen. Das Album kam über Nacht als Download, und Interviews mit der Band gab es seitdem so selten wie ein Lächeln auf Thom Yorkes Gesicht. Aber die Musiker sind von ihrem Post-„Hail To The Thief“-Material vollends überzeugt: 17 von 24 in Amsterdam Songs wurden vor keinen zehn Jahren veröffentlicht. Und das königliche „Reckoner“ als letzte Zugabe – die Band weiß, was mittlerweile ihre wirklichen Hits sind.

5. „The King of Limbs“ war wohl doch kein Mauerblümchen

Das 2011 veröffentlichte Album nimmt einen Sonderplatz in der Diskografie ein. Nur acht Songs nach vier Jahren Pause, in den Liedern geht es um Wälder, Wiesen, Vögel. Mittelmäßige Kritiken. Aber auf dieser Tour bereits mit drei Stücken vertreten, darunter „Bloom“ als erste Zugabe. Hat sich seinen Platz erobert, das Album wird auch 2016 noch vorankommen.

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6. Radiohead können ungeahnt Geschwindigkeit halten

Vier Uptempo-Nummern in Folge, „Lotus Flower“, „Everything In It’s Right Place“, „Idiotheque“ und „Bodysnatchers“ – diesen Speed haben sich Radiohead schon seit Ewigkeiten nicht mehr zugetraut.

7. „True Love Waits“ – We Wait

Nur, weil Radiohead desöfteren ältere Songs erst Jahre nach ihren Live-Debüts veröffentlicht haben, heißt das nicht, dass sie nach Erscheinen auf dem Album dann regelmäßiger gebracht werden. Wer meckerte, dass „A Moon Shaped Pool“ auch drei ältere Lieder enthielt, wurde in Amsterdam vielleicht enttäuscht. Fan-Favorit „True Love Waits“ erschien in einer ersten Fassung auf dem Live-Album „I Might Be Wrong“ schon 2002, am heutigen Auftakt-Abend aber hielt man es verborgen. Könnte am Samstag mit „Tinker Tailor Soldier Sailor Rich Man Poor Man Beggar Man Thief“ ausgetauscht werden.

8. Gute Variationsmöglichkeiten

Am Samstag geben Radiohead in Amsterdam eben ihr zweites Konzert. Als Variablen böten sich an: „Staircase“ statt „The Daily Mail“ (beide „King Of Limbs“-Outtakes), vielleicht „Planet Telex“ statt „My Iron Lung“ (beide aus „The Bends“), „Jigsaw Falling Into Place“ statt „Bodysnatchers“, und der einzige „Amnesiac“-Song, „You and Whose Army?“, müsste gerechterweise dem überlegenerem „Pyramid Song“ weichen. Beim Soundcheck spielte die Band auch „Kid A“ und „The National Anthem“. Bei dem wachsenden Back-Katalog wird’s jedoch langsam eng. Welche Stücke sollten noch für diese Knaller weichen?

Setlist:

Burn The Witch
Daydreaming
Decks Dark
Desert Island Disc
Ful Stop
Morning Mr. Magpie
There There
The Daily Mail
My Iron Lung
Videotape
Identikit
The Numbers
The Gloaming
Lotus Flower
Everything In It’s Right Place
Idiotheque
Bodysnatchers

Zugabe:

Bloom
Present Tense
Paranoid Android
Tinker Tailor Soldier Sailor Rich Man Poor Man Beggar Man Thief
Weird Fishes/Arpeggi

Zugabe:

You And Whose Army?
Reckoner

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