Ranking: Die 75 besten Alben des Jahres 1975
Von Patti Smith über Parliament bis Bruce Springsteen: Das sind die besten Alben aus dem Jahr 1975.

Bob Dylan, „Blood on the Tracks“
Bob Dylan schockierte 1975 die Welt mit „Blood on the Tracks“, dem Album, auf dem er mit einer feurigen neuen, erwachsenen Stimme sang – als Mann, der leidet, über verlorene Liebe grübelt, während er die Straße entlangwandert. Niemand wusste, dass er noch so viel Leidenschaft in sich hatte. Aber Dylan schrieb „Blood on the Tracks“, während seine Ehe zerbrach, und sang „Tangled Up in Blue“ mit roher Intensität. Es war das ultimative Rock-Comeback, das ihn nach Jahren halbherziger Alben und deprimierend höflicher Melodien wiederbelebte. Aber es ist auch das ultimative Trennungsalbum. Wenn man unter Liebeskummer leidet, trifft nichts so sehr wie Dylans verzweifelte Bluesklänge in „You’re a Big Girl Now“, seine bittere Wut in „Idiot Wind“ oder seine stoische Großzügigkeit, mit der er sein Schicksal in „If You See Her, Say Hello“ akzeptiert. Er ist ein Jack of Hearts, der von den einfachen Wendungen des Schicksals herumgeschubst wird, während seine Stiefelabsätze ihn von Delacroix zur Montague Street, von San Francisco nach Ashtabula, vom Grand Coulee Dam zum Capitol wandern lassen. Die Art, wie er die Zeile „You’re gonna make me give myself a good talking-toooo“ singt – allein dafür hätte er den Nobelpreis verdient. „Blood on the Tracks“ war sofort ein kommerzieller und kritischer Erfolg. „Viele Leute haben mir gesagt, dass ihnen das Album gefallen hat“, sagte Dylan. „Das kann ich nur schwer nachvollziehen – ich meine, dass Menschen diese Art von Schmerz genießen.“ Aber seit 50 Jahren ist „Blood on the Tracks“ ein Album, zu dem die Menschen in schwierigen Zeiten immer wieder greifen. Vor allem in Momenten, in denen die Liebe einen in Trauer versetzt und das Herz wie mit einem Korkenzieher verdreht ist. —R.S.