Ana Lily Amirpour :: A Girl Walks Home Alone At Night
Vampire haben traditionell einen festen Platz in der Kinogeschichte. Seit Anbeginn des Films ist die Faszination für die Blutsauger ungebrochen, lediglich die Erzählweise unterliegt oft dem jeweiligen Zeitgeist. Zuletzt dominierten die verklemmten Posterboys der „Twilight“-Reihe das Genre. Die iranisch-amerikanische Regisseurin Ana Lily Amirpour hat sich dem Thema nun auf eine ganz eigene Art genähert.
Schauplatz ist Bad City, ein Sammelbecken für Gesetzlose und Aussteiger. Inmitten dieses Molochs versucht der junge Arash sein Leben zu meistern. Eines Nachts begegnet er einem jungen Mädchen mit blutverschmiertem Tschador, das auf einem Skateboard in der Dunkelheit verschwindet. Arash macht sich auf die Suche nach der Unbekannten und muss gleich doppelt feststellen, dass sie etwas ganz Besonderes ist …
„A Girl Walks Home Alone At Night“, der erste iranische Vampir-Spaghettiwestern, ist ein düsterer Stilmix, der lustvoll durch die Genres jagt. Stilsicher bedient sich Amirpour verschiedener Genre-Elemente und zitiert angstfrei Ikonen der Popkultur: Ihre Protagonisten erinnern an James Dean, Sophia Loren oder Ninja von Die Antwoord, die schroffen Schwarz-Weiß-Bilder, die untrennbar mit dem wabernden Soundtrack verknüpft sind, lassen deutlich Vorbilder wie Jarmusch, Leone und Lynch erkennen.
Zwar könnte man vermuten, dass mit einer männermordenden Heldin in religiösem Gewand nun die große regimekritische Abrechnung kommt, doch glücklicherweise versucht der Film nicht, eine bedeutungsschwangere Parabel zu sein, auch wenn im Subtext stets soziokulturelle Kritik mitschwingt. Amirpour tut gut da-ran, die scheue Romanze in den Mittelpunkt zu stellen – und ihre spürbare Liebe für den Untergrundfilm. Und obwohl der Film teilweise zu sehr auf seine ästhetischen Qualitäten vertraut und mitunter dramaturgische Stringenz vermissen lässt, überzeugt er mit seiner knarzigen Poesie. Und der coolsten Vampirheldin seit Ewigkeiten.