J. C. Chandor :: A Most Violent Year
Regisseur J. C. Chandor hat Gefallen daran, Männer als einsame Kämpfer in einer Umwelt zu präsentieren, die ihnen nicht unbedingt wohlgesonnen ist. 2013 konnte man Robert Redford in „All Is Lost“ dabei beobachten, wie er auf einer Yacht inmitten des Indischen Ozeans ums Überleben kämpfte, nun sieht Oscar Isaac sich als ehrlicher Unternehmer Abel Morales im laut Kriminalitätsstatistik besonders heiklen New Yorker Winter 1981 mit einer Reihe von Sabotageakten konfrontiert, zudem hat die Polizei ihn wegen einiger Preisabsprachen in der Branche auf dem Kieker. Und all das zu einem Zeitpunkt, als er eigentlich mit einem neuen Depot am East River (mit erhabenem Blick auf Manhattan) auftrumpfen wollte.
Nicht nur das Unternehmen steht vor dem Aus, auch für seine Ehe sieht es kurzzeitig nicht gut aus, denn Morales gerät in Konflikt mit seiner Frau, Anna (gespielt von Jessica Chastain, deren fabelhafte Armani-Kostüme einen eigenen Text wert wären), der aus Brooklyn stammenden Tochter des Gangsters, von dem Abel einst die Firma übernommen hat. Die Dame mit der nicht zu übersehenden Affinität zu Bonnie Parker macht für ihren Mann die Buchhaltung – Drink und Zigaretten dabei immer griffbereit.
Oscar Isaac gibt nach seinem Auftritt in „Inside Llewyn Davis“ der Coen-Brüder also ein weiteres Mal den scheinbar idealistischen, vom Unglück verfolgten Leidensmann in der Kulisse von New York. Dieses Mal ist es aber nicht einfach ein humor-, aber auch harmloser Redneck, der ihm in einer dunklen Gasse in Greenwich Village auflauert. Die Stadt ist um einiges aggressiver und gewalttätiger geworden, und Morales bekommt es mit der Mafia zu tun, schwingt Motivationsreden vor seinen Mitarbeitern, die sich kaum noch trauen, die Fahrerkabinen ihrer Trucks zu besteigen. In „ A Most Violent Year“ passiert einiges in Großformat – mit beachtlicher Tritt- und Stilsicherheit. Und das wiederum ist tatsächlich ziemlich groß. Ein Rätsel, warum dieser Film keine einzige Oscar-Nominierung bekam.