Alternativen

Chan Marshall ist viel herumgekommen in der Welt. Die gebürtige Südstaaderin, die ihr Debüt unter dem Namen CAT POWER einspielte, hat es nach Melbourne, Australien verschlagen. Ein ganz mutiger Schritt: Unter den Fittichen von Sonic outh, deren Fürsprache ihr den Plattenvertrag sicherte, der JVhat Would The Community Thing“ (1996) zum Indie-Hit werden ließ, hätte sie es sich leichter machen können. Auf „Moon /»«“(Matador/RTD) agieren als gelegentliche Begleiter der Gitarrist und der Drummer der Dirty Three, die Chan Marshalls schonungslosen Seelen-Striptease ebenso vorsichtig tastend unterlegen wie ansonsten die Geigen-Exzesse ihres (abwesenden) Leaders Warren FJlis. Doch egal, ob hier eine Flöte einsetzt oder dort ein Piano tröpfelt – die Show gehört ihr allein. So schwermütig die Inhalte sein mögen, so lebenslustig sprudelt das ganze Leid heute aus ihr heraus. Das Elend ihrer frühen Tage ist jedenfalls vergessen so richtig schlecht geht es ihr derzeit nicht. 4,0

Pathos, Melancholie und große Gefühle haben sich auch THE GREAT CRU-SADES aufs Banner geschrieben. Vorschnellen Vergleichen mit Nick Cave oder den Tindersticks muß aber entgegengehalten werden, daß die theatralischen Gesten und Tiefeinnigkeiten von „TheFirst SpilledDrink OfTheEvenj’ng“(Trocadero/Aris) eher unter Pop-Aspekten zu sehen sind. Hier wird Glanz von der Sorte zelebriert, die man bei Loser-Typen in verqualmten Bars findet, und das mit einer gewissen Distanz, die kitschige Seelenpein kaum aufkommen lässt. 3,0

Nach dem Wechsel zu Glitterhouse klingt das TILMAN ROSSMY QUAR-TETT amerikanischer denn je. Daß Passagier“ (TIS) mehr oder weniger live im Studio eingespielt wurde, kommt Rossmys Songs weit mehr zugute als die auf radiotauglich getrimmten Produktionen, die er zuletzt ablieferte. Seine betont coole, stets an Lou Reed orientierte Intonaion entwickelt in spontaner Atmosphäre endlich wieder den Charme, der Zeilen wie „Ich bin 15Jahre im Musikgeschäft und hatte immer noch keinen Hit“ unvergeßlich macht und auch den „251. Song“ für sein Lieblingsmädchen erträglich. Mit „Diese Welt ist mein Zuhause“ stellt er schließlich fest, daß man es eigentlich nirgendwo besser haben kann. Damit hat er ja recht – Hungersnöte finden anderswo statt Eine freilich auch banale Erkenntnis. 3,0

LOREN MAZZACANE CONNORS ist ein Gitarrist, der bereits etliche Platten in Kleinstauflagen auf eigenem Label veröffentlicht hat Eine Begleitband gibt es nicht, aber sein vielseitiger, immer intensiver Stil ist auch solo jederzeit hörenswert. Die sieben Stücke, die er zu der CD „Standing Upright On A Curre“ (Sub Rosa/EFA) beigesteuert hat, ziehen gekonnt den Bogen von

Rock’n’Roll-Instrumentals zu klassischer Komposition. Die andere Hälfte der CD füllt Sasha Frere-Jones, Mitglied des New brker Avant-Duos UL Sein Gitarrenspiel ist eher an Klangmöglichkeiten interessiert und wirkt im direkten Vergleich experimentell und unfertig.4,0/3,0

Für ihr letztes Album „Levitate“ mußten The Fall teils derbe Kritik einstecken. Bandchef Mark E. Smith kümmert das naturgemäß wenig, und so legt der alte Grantier auf seinem erste Solo-Werk „The Post Nearly Man “ (Artful/RTD) noch eine gute Schippe schlechter Laune drauf. Von Songs zu sprechen wäre angesichts des fragmentarischen, überwiegend hörspielhaften Materials der falsche Ansatz. Vielmehr scheint hier eine Fortsetzung seiner Ambitionen in Richtung Theater vorzuliegen, von denen auf den letzten Fall-Alben weinig zu hören war. Insgesamt ein sperriges, an die Nerven gehendes Werk, bei dem die Klänge keinen musikalischen Gesetzen folgen, sondern lediglich die Bühne für knurrige Wortbeiträge darstellen. 3,0

Eine Empfehlung des Elektro-Paten Lotte Ohm: DIE PATINNEN TEIL II sind die DJanes Donna Maya und Donna Neda, die in Hamburger Etablissements wie der Hafenkaschemme „Pudel“ auflegen. „Munier Beats VoL V wäre ein Fall für die Kollegen der „Beats“-Sparte. Um die Mafia-Legende herum blubbert und fiept es auf dem Niveau der internationalen Loop-Mafia. Die Songtitel sind auf englisch, italienisch und deutsch formuliert, doch die Patinnen singen und rappen nicht. Ein Angebot, daß man kaum ablehnen mag. 3,0

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