Bonnie „Prince“ Billy & The Cairo Gang

„The Wonder Show Of The World“

Domino Records VÖ: 26.03.2010

Nach Jahren mit wechselnden Pseudonymen veröffentlicht der amerikanische Songwriter Will Oldham seit 1999 seine Lieder unter dem Namen Bonnie „Prince“ Billy. „The Wonder Show Of The World“ ist des Prinzen zehnte Langspielplatte (Live-Alben nicht mitgerechnet). Eine Palette von Tiefschwarz bis Hellblau. Nach vorsichtigen Schätzungen sind mindestens drei Alben für die Ewigkeit darunter („I See A Darkness“, „Master And Everyone“, „The Letting Go“). Doch auch der Weg zu diesen Meilensteinen ist gepflastert von großen Songs, kleinen Kostbarkeiten und wunderlichen Experimenten.

Seit dem letzten Großwerk, „The Letting Go“ von 2006, ist Gitarrist und Songwriter Emmett Kelly auf allen Bonnie-„Prince“-Billy-Studioalben dabei. Auch live verleiht er Oldhams Stücken mit seinem vom frühen Richard Thompson geprägten Spiel eine End-Sechziger-Aura. Nun hat er es als The Cairo Gang sogar in die Autorenzeile eines Albums seines Meisters geschafft. Oldham folgt damit einer alten Tradition, denn bereits auf der EP „Get On Jolly“ mit Mick Turner (als Marquis de Tren) vor zehn und dem Album „Superwolf“ mit Matt Sweeney vor fünf Jahren spielte jeweils ein Gitarrist die zweite Hauptrolle.

Das Artwork des neuen Albums und der entspannte akustische Beginn legen allerdings zunächst eher eine Fortsetzung des hübschen „Lie Down In The Light“ von 2008 nahe. Doch so himmlisch zuckersüß wie in „Troublesome Houses“ hat man Oldham sogar dort nicht mit sich selbst im Duett singen hören. Gitarrist Kelly erdet den Song, so wie auch das nächste, fast stillstehende Stück „Teach You To Bear You“, in Folk und Blues. Die Crosby-Stills-&-Nash-Harmonien von „With Cornstalks Or Among Them“, die treibende Ballade „The Sounds Are Always Begging“ und der fingerschnippende Gospel „Go Folks, Go“ führen weiter hinein in diese Schau der kleinen Wunder. Es scheint, als wolle Oldham der polierten großen Produktion seines letzten Werks „Beware“ eine schlichte, eindringliche Form von Schönheit entgegenstellen. Eine E-Gitarre und eine sich selbst umwerbende Stimme auf einem akustischen Folk-Bett mit federnder Perkussion, das sind die Zutaten dieses bis dahin unaufgeregten Albums.

Das romantische kleine Liebeslied „That’s What Our Love Is“ scheint den warmen, sanften Gang des Albums fortzusetzen, doch es steigert sich – zunächst fast unmerklich – in siebeneinhalb Minuten zu einer rauschhafte Apotheose, wie sie auch Terry Callier in seiner großen Zeit nicht eindringlicher hätte vortragen können. Das zarte, geheimnisvolle „Merciless And Great“ und das demütige „Where Wind Blows“ zeigen Oldham weiter auf den Spuren von Liebe, Sexualität und Wahrheit. „You send me pictures and words of love/ I’m an older boy, there’s nothing I’m sure of/ ‚Cept I know I have faith to sore/ Strength to fly and little more.“ In den jenseitigen Harmonien von „Someone Coming Through“ scheint er kurzzeitig am Ziel, doch die Zweifel bleiben.

„Kids, I hope in years to come/ I will be strapped to the movement of time/ In such a way that this still makes a sense“, singt Will Oldham am Ende. Diese Hoffnung kann ihm keiner nehmen, denn manchmal schreibt er Lieder für die Ewigkeit.