Cowboy Junkies – Lay It Down

KT II DOM

Geffen/MCA Die Meßlatte liegt verdammt hoch, und die Cowboy Junkies sind selbst schuld dran. Mit „The Trinity Session“ definierten sie 1988 die Begriffe Andacht und Langsamkeit neu. Aufgenommen wurde dieses zweite Album in der Kirche. Margo Timmins sang die Songs mit geradezu sakraler Inbrunst, Bruder Michael strich dazu über die Gitarre, als habe ihm jemand Valium in den Meßwein getan.

Aber die Kanadier sind nicht nur Meister der Inszenierung. Durch das Werk „Black Eyed Man“ bewiesen sie drei Jahre später, daß sie mit Michael Timmins auch über einen schwergewichtigen Geschichtenerzähler verfügen. Ehrwürdige Kollegen drängten sich in ihr Umfeld: Der Songwriter John Prine sang ein Duett mit Margo, und der große Townes Van Zandt, von dem sie auf „Black Eyed Man“ ein Stück coverten, spielte bei ihnen in Amerika im Vorprogramm – und sprach dann bei seinen Konzerten in Europa nur noch von „my friends, the Cowboy Junkies“.

„Lay It Down“ ist das sechste reguläre Album der Country-Formation und das erste für ihr neue Plattenfirma Geflfen. An „The Trinity Session“ und „Black Eyed Man“ reicht es nicht heran, dazu fehlt den Aufnahmen die gespenstische Intensität respektive den Songs die außergewöhnliche Perspektive (auch wenn sich die Cowboy Junkies um beides bemühen). Das abgeklärte „A Common Feeling“ oder das wehmütige „Musical Key“ – das sind solide Songs. Mit den magischen Momenten aus früheren Zeiten können sie es jedoch nicht aufnehmen.

Aber immerhin ist die Band jetzt nicht mehr mit sich selbst im Widerstreit, ob sie rocken oder sich der Kontemplation hingeben will. Der Vorgänger „Pale Sun, Crescent Moon“ von 1994 ist Zeugnis dieser Zerrissenheit. Schließlich ist es kein Tadel, wenn man Margo Timmins die Fähigkeit abspricht, uptempo singen zu können. Wie erzählt wird, fand sie auf wundersame Weise zu ihrer Stimme: Aus dem Schlaf aufgeschreckt, hörte sie ein sanftes Timbre – ihr eigenes. So begibt sie sich seitdem regelmäßig zum Singen zurück in das Schattenreich der Schlafwandlerin.

Wer außer einer Somnambulin könnte eindringlicher diese Zeilen aus dem zweiteiligen und zentralen Song „Come Calling“ vortragen: „He is drinking for the pleasure of falling/And he is falling for the pleasure of pretending/ She is sitting by the window/ Waiting for him to come calling.“

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