Cowboy Junkies – Open

Comeback der zuletzt gestrauchelten kanadischen Emotionskünstler Die Cowboy Junkies lieben es familiär: Schon seit 15 Jahren musizieren Michael, Margo und Peter Timmins im Blutsverbund, und neben Bassist Alan Anton und dem langjährigen Sideman Jeff Bird komplettiert nun das Ehepaar Bergquist/ Detweiler von den artverwandten Over The Rhine das Kollektiv – die Junkies sind TeamplayeE, Menschen ohne Spaß am kreativen Alleingang, und aus solcher Attitüde schöpft das Familienunternehmen aus Toronto die weiße Magie seiner betörenden Langsamkeit.

Zuletzt versuchten die Lenker Margo und Michael Timmins die Renovierung: Auf den Alben „Laylt Down “ und „Miles Front Our Home“ deuteten sich plötzlich ganz andere Formate an, die Junkies wagten Melodiebögen und enge Korsetts und nahmen für einen Moment die Zeitlupe vom eigenen Werk. Damit ist jetzt wieder Schluss: „Open“ vermählt die Pop-Versuche und Rock-Erweiterungen der letzten beiden Alben mit dem hypnotischen düster-sakralen Glanz, der den Timmins einst einen guten Namen machte. Auch thematisch gibt’s Altbekanntes: Die Geschwister verhandeln einmal mehr das große Thema des Lebens, das Sterben also, stoßen die Protagonisten ihrer Lieder in düstere Abgründe existenzialistischer Todesschau und erzwingen aus dieser Perspektive Rechenschaft übers diesseitige Dasein, wie in dem gruseligen ,,Drag ging Hooks“, das Timmins‘ vor langer Zeit begonnene Trilogie über den Fluss als ultimatives Bild des Lebens zum Ende bringt.

Dabei sind die Junkies freilich nicht immer ganz so glorreich wie ihr Rufhier und da kann sich Liedschrieber Michael Timmins nicht so recht von der simplen Akkordik der ersten Tage lösen und steuert die liebe Schwester ins Banale, wie bei dem seltsam schrängelnden Titellied, bei dem die Retro-Rechnung nicht aufgeht. Anderswo gelingt das viel besser, etwa bei dem rockenden „Bread And Wine“ oder dem hypnotischen Opener „1 Did It All For You“ – die Gitarren zittrig, die Stimme gehaucht, man ist ganz gefangen.

Am Schluss steht „Close My Eyes“, eine wunderbare Versöhnung mit all den tragischen Dingen, die in den vorangegangenen 50 Minuten oft so schmerzhaft verhandelt wurden, eine Katharsis für Piano und zwei Stimmen, der Margo Timmins und Karin Bergquist ein letztes Mal noch ein großes Gefühl abtrotzen. So lässt es sich leben.

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