Roy Andersson :: Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach

„Life is a pigsty“, hat Morrissey seinen Blick auf die Welt mal musikalisch zusammengefasst. Der schwedische Regisseur Roy Andersson dürfte ähnlicher Meinung sein. Im Zentrum seines neuen Films stehen die beiden Vertreter Sam und Jonathan, die erfolglos versuchen, ihre Scherzartikel an den Mann zu bringen. Ob Vampirzähne, Lachsack oder Monstermasken: Das Duo bleibt stets auf seinen Produkten sitzen. Und so stolpern die beiden von einer absurden Situation zur nächsten, doch immer darauf erpicht, den Menschen zu helfen, Spaß zu haben.

Andersson hat vier Jahre an seinem neuen Werk gearbeitet und erzählt in seinem unverwechselbaren Stil von den Widrigkeiten des Daseins. Der Film zeigt eine Reise durch die tragikomischen Banalitäten des Alltags, die Abgründe und die Sehnsüchte, die Geborgenheit und die Hilflosigkeit. Statt einer stringenten Geschichte gibt es vor allem feine Miniaturen, die für sich selbst stehen, groteske Situationen, wehmütige Erinnerungen und phantastische Momentaufnahmen. Es ist ein eigenwilliger, knarziger Kosmos, den Andersson zum Leben erweckt. Die Inspiration durch die bildende Kunst ist unverkennbar, jede Szene wirkt wie ein Gemälde der Neuen Sachlichkeit: unbewegte Weitwinkelbilder, akribisch durchkomponiert, trostlose Orte mit blassen Farben und noch fahleren Gesichtern. In dieser Hässlichkeit ist die Einsamkeit, die Isolation schmerzvoll spürbar, die Figuren schreien förmlich nach Geborgenheit und verweigern sie ihren Mitmenschen zugleich. Es sind Begegnungen mit dem Tod, mit verpassten Gelegenheiten und unerfüllter Liebe. Und es sind urkomische, völlig überdrehte und alberne Momente, die sich dort lose aneinanderreihen. Aber genau in dieser Komik zeigt sich Anderssons Liebe zu seinen Figuren, die er niemals verspottet. Denn hinter all der Unbeholfenheit der Menschen glimmt noch ein Fünkchen Lebensfreude. So mag das Leben zwar ein Schweinestall sein, aber es hat auch saugute Momente.

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