Faces – Five Guys Walk Into A Bar

Faces-Konzerte waren nicht immer diese rauschenden Parties, vor und bei denen sich der Sänger die Stimme mit Courvoisier, billigem französischem Rose der Marke Mateus und diesem Weißweingepansche ölt, das man aus Deutschland unter dem Namen „Blue Nun“ als fragwürdigen Markenartikel nach Amerika exportierte. Beim ersten Auftritt in München beispielsweise saßen schätzungsweise 200 zahlende Besucher im bestuhlten Circus Krone. Bei dieser Gelegenheit sang Rod Stewart auch „Love In Vain“. Ron Wood spielte mit ungefähr derselben Delikatesse wie Mick Taylor, und das war nur einer von vielen Höhepunkten in einem denkwürdigen Konzert.

Eine sehr schöne Version von „Love In Vain“ musizieren die Faces auch auf der vierten CD dieses Box-Sets, von Rod 1971 dem BBC-Publikum allen Ernstes als „an old Stones number“ angekündigt. Aber er sagt ja auch gleich: „This one’s one we’ve done many times before.“ Bisweilen singt man so etwas halt nicht mehr ganz so inspiriert, wenn man gerade solo zur Superstar-Karriere abhebt und die Band ursprünglich Ronnie Lanes Idee! – von Konzertveranstaltern bald immer häufiger als „Rod Stewart And The Faces“ angekündigt wird. Lieder über Silikonbusen, One-Night-Stands und den armen „Pool Hall Richard“ wurden die beliebteren im Faces-Repertoire.

Über den Kollegen an der Bassgitarre verliert lan McLagan – als „Produzent“ des Box Sets weithin wohl auch für die Songauswahl zuständig – in den Liner Notes ein paar freundliche Worte. Wieso etliche von dessen besten Kompositionen für die frühen Faces-LPs hier fehlen, ist umso weniger nachzuvollziehen. Immerhin findet man hier „Debris“, „Richmond“ und „Love Lived Here“.

Vielleicht ging McLagan aber auch davon aus, dass jeder Käufer des Box-Sets die vier LPs eh besitzt. Im Vorwort bezeichnet er das als „collection of rarities“. Und die findet man hier wirklich reichlich. Nichts, was vorher schon auch auf CD an Bootlegs zirkulierte, dafür jede Menge rare Archiv-Ware, die er bei den Recherchen zum Set auftat. Also „Maybe I’m Amazed“ nicht in der geläufigen Live-Aufnahme, sondern als Studio-Aufnahme und als BBC-Mitschnitt. „I Feel So Good“ in einer frühen Probe-Aufnahme. Tolle Cover-Versionen von Temptations-Klassikern – eine besondere Spezialität dieser Band -, auch eine konzertante von „(I Know) I’m Losing You“. Rare Single-B-Seiten. Viele Aufnahmen von Songs, die sich der clevere Rod Stewart damals für seine Solo-LPs reserviert hatte. Jede Menge Outtakes, die vom fünften, unvollendeten Album komplett.

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