Ghostwoman

„Welcome To The Civilized World“

Full Time Hobby (VÖ: 5.9.)

Das Post-Punk-Duo wirft sich mit Wucht der Welt entgegen.

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2023 fand der Kanadier Evan Uschenko in der belgischen Schlagzeugerin Ille van Dessel ein musikalisches Gegenüber, das ihm half, seine musikalische Vision auf den Punkt zu bringen. Ghost Woman heißen seitdem Ghostwoman und sind ein Duo. Das erste gemeinsame Album, „Hindsight Is 50/50“ (2023), hatte tatsächlich einen anderen Sound als Uschenkos Soloalben. Der untertriebene Sixties-Vibe war einem gedrosselten Post-Wave-Punk mit Garage-Rock- und Surf-Verweisen gewichen. Da waren Ghostwoman plötzlich eine Band mit Strahlkraft geworden.

Die Signale sind eindeutig, die Energie ist auf den Punkt ausgerichtet

Das neue Album beschreibt das Duo als ultimative Kapitulation vor der Verkommenheit der Welt. Aufgeben gilt aber nicht: Ghostwoman rollen den Stein den Berg hinauf wie Sisyphos im griechischen Mythos. Die Songs auf „Welcome To The Civilized World“ sind nicht apathisch oder bleiern – Ghostwoman finden in der Verzweiflung eine frische Energie für klar konturierte Songs. In „Alive“ verbinden sich schwarzweißer Post-Punk und Wave-Rock, ein fast hymnischer Refrain führt das Lied hoch hinaus. Wie schön garstig die Gitarren klingeln! Van Dessel spielt ihr Schlagzeug strikt geradeaus. „That Jesus“ klingt, als wäre es in einer Tropfsteinhöhle aufgenommen worden.

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Man denkt ein bisschen an Jefferson Airplane, deren Psychedelia Uschenko schon früher zitiert hat. „5 Gold Pieces“ ist greinender Psych-Horror mit Blues-Kratzern, „Levon“ addiert einen fahlen Glam, als würden die New York Dolls mit den Sisters Of Mercy spielen. „Song For Sunny“ erinnert von fern an Velvet Underground. „When You All Were Young“ hat die Unmittelbarkeit einer allergischen Reaktion. Die Signale hier sind eindeutig, die Energie ist auf den Punkt ausgerichtet. Gute Voraussetzungen für ein zukünftig noch größeres Publikum

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 9/2025.