JayJayJohanson – Poison :: Easy-Listening und Schnulzen von Schadens kleinem Pop-Crooner

Jay Jay Johanson wird als der „Frank Sinatra Schwedens“ verkauft. Dafür kann der 32-Jährige nichts, denn weder er noch seine süßlich-ätherische Stimme haben irgend etwas mit dem markigen Crooner-Papst gemeinsam. In schlechten Momenten klingt Johanson auf seinem dritten Album „Poison“ eher wie ein Max Raabe des Jahres 2099, der das Palastorchester dazu verdonnert, die Songs halb vergessener Größen des späten 20. Jahrhunderts wie Portishead, Massive Attack oder Pet Shop Boys zu reanimieren.

Aber der hauptsächlich in Frankreich erfolgreiche Songwriter kann auch anders: Stücke wie „Poison“ oder „Suffering“ sind kleine Meisterwerke der Melancholie, nicht nur wegen ihrer wenig lebensbejahenden Titel. Sanfte Trip-Hop-Rhythmen in chansonartigen Arrangements mit Pauken und Klarinetten sind die ideale Brunch-Untermalung für zu spät geborene Existenzialistenzirkel – auch wenn immer wieder kleine Electro-Soundspielereien oder mal eine blecherne Gitarre („Keep It A Secret“) massive Kontrapunkte setzen. Anders als auf den Vorgängerwerken „Whiskey“ (1996) und „Tattoo“ (1998) verzichtet der grazile Schwede auf kunsdiandwerkliche Bossanova-Elemente und plakative Chet-Baker-Atmo, stellt dafür aber seinen unentschlossenen Falsett-Gesang total in den Mittelpunkt Da er sich dabei gelegentlich wie eine vom Schicksal beleidigte Diva inszeniert, wünscht man sich schon mal, dass jemand wie Beth Gibbons das Potenzial dieser extrem einfallsreich arrangierten Stücke ausreizen würde. So viel zu Markte getragene Verletzlichkeit funktioniert aber leider nicht immer.

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