Kadavar

„I Just Want To Be A Sound“

Clouds HIll (VÖ: 16.5.)

Transzendentales von den Berliner Kult-Rockern.

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Und plötzlich ist alles bunt! Bei den Doom-Metallern Kadavar hatte jahrelang die Finsternis regiert, mit rabenschwarzen Riffs, bedrohlichen Bassläufen und tonnenschweren Drums. Dann kam die Pandemie, die ihrem Sound die Schwere raubte. „The Isolation Tapes“ von 2020 bestand aus leichtfüßigen Jams. Ein Jahr später dann folgte eine verträumte Kollaboration mit den US-Psych-Rockern von Elder. „I Just Want To Be A Sound“ dürfte jetzt Legionen von Kuttenträgern bestürzt zurücklassen, denn darauf ist der Metal praktisch vollständig verschwunden.

Es lebt sich besser farbenfroh

Frohlocken können stattdessen die Freigeister. Das siebte Album der Band transzendiert alle Genres, fast so, als hätten Kadavar das „Weiße Album“ der Beatles genommen und in Regenbogenfarben getaucht. Man höre bloß „Until The End“, das stonerrockige Geschwisterchen von „Dear Prudence“. Über kaleidoskopischen Pianotupfern nölt dort Christoph „Lupus“ Lindemann wie John Lennon. Oder „Regeneration“, dessen tänzelnde Percussions so klingen, als würden sie Ozzy Osbourne zum Karneval in Rio einladen.

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Für klanglichen Tiefgang sorgt Produzent Max Rieger, der Soundtüftler von Die Nerven. Alles ist durchzogen von seinen nonkonformistischen Ideen. So wabern durch „Sunday Mornings“ ausgebrannte Synthies, bevor sich ein torkelnder Bass zum ultimativen Hipster-Prog emporschraubt. Und dann gibt es noch Jascha Kreft von Odd Couple, der Kadavar seit 2023 zum Quartett ergänzt. Er entlockt seiner Gitarre die ungewöhnlichsten Schattierungen, mal trübe leiernd, mal strahlend hell. Und vermisst man nun Kadavars Markenzeichen, diese brachiale Dunkelheit, auf „I Just Want To Be A Sound“? Eigentlich nicht, denn es lebt sich besser farbenfroh.

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Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 5/25.