Lorde

Melodrama

Lordes intelligenter Pop ist sogar noch intensiver geworden

Schön ist, wenn man 2013 die Debütantin Lorde klasse fand und im Lauf der Zeit bemerkte, dass ihr Album „Pure Heroine“ sogar noch wuchs. Noch schöner, wenn dann gemächliche vier Jahre später -Lordes zweites Album, „Melodrama“, genauso hübsch gelungen, wenn nicht gelungener ist als der Vorgänger.

16 Jahre jung war Ella Yelich-O’Connor damals, und dass sie mit ihrem klugen Pop aus dem eher popperipheren Neuseeland kam, hatte ihre Geschichte noch interessanter gemacht: die schicken, intelligenten Texte über ihre Mitkids, über Pop-klischees und Lifestyle-deppen mit zu weißen Zähnen, die moderne Musik, die Zeitgeist-kitsch vermied, sparsam, raumbewusst, hiphoppig und melodiös. Nachdem ich sie im Konzert gesehen hatte, wünschte ich mir (vergeblich), -eine 17–Jährige zu sein, damit ich sie als Vorbild -haben könnte.

Die Sounds strahlen

Sie ist jetzt 20, hat ein paar Sachen erlebt, und das Herz war gebrochen, deshalb klingt hier alles noch ein bisschen schlauer und abgeklärter: Gedanken zum Jungsein und zur Liebe. Ganz straff putzt Lorde zum House-Piano der eröffnenden Single „Green Light“ erst mal den Ex runter, in „The Louvre“ geht es um die Nacht davor, in „Hard Feelings/Loveless“ um die Dunkelheit danach. In „Sober“ geht es um den ersten Rausch, aber es gibt eben -eine Reprise mit dem titelgebenden Zusatz „Melodrama“ in Klammern, -eine gleichzeitig gestrippte, mit kleinen, traurigen Pianotüpfelchen und rasselnder E-Percussion garnierte Version, die statt Beats und dicker Bläser wehende Streicher featuret.

Lorde und ihr wesentlicher Mitarbeiter Jack Antonoff, der bei den Bleachers spielt, aber auch schon Taylor Swift und Carly Rae Jepsen half, haben sich tatsächlich musikalisch geöffnet und lassen die Sounds strahlen, ins schiefe Abseits rutschen, zu poppigen, clubbigen Beats. Lorde klingt cool wie stets mit ihrer etwas rauchig-kehligen Stimme, aber in einigen Liebesliedern kommt sie schon auch obsessiv daher. Für den ehemaligen Lover mag das bedrohlich klingen. Für den Hörer dagegen dringlich und intensiv. (Universal)

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