Malva

„A Soft Seduction Daily“

Trikont (VÖ: 24.5.)

Poetischer, bilingualer Chansonpop aus München.

Vor zwei Jahren erschien das Debüt­album der Sängerin Malva Scherer. Man war gleich berührt von der sanften Stimme der damals zwanzigjährigen Münchnerin, weil etwas Besonderes in ihr schwang. Eine Direktheit vielleicht, die ein Gefühl ohne Umweg transportieren konnte. Oder eine Souveränität – sie schien beim Singen ganz bei sich zu sein. Auf „Das Grell in meinem Kopf“ war reduzierter Indie-Pop mit Chanson-Aromen, gesungen auf Englisch und Deutsch. Auch gesprochene Texte waren dabei, Malva schrieb jeden Tag drei Seiten in ein schwarzes Notizbuch.

Da ist die Verführung nicht mehr ganz so sanft

Dieses zweite Album entstand wieder gemeinsam mit dem Gitarristen und Produzenten Quirin Ebnet, der seit den frühen Tagen auch live an der Seite der Sängerin steht. Dass die beiden sich nun als Duo präsentieren, ist eine Würdigung seiner Rolle für ­Malva. „A Soft Seduc­tion ­Daily“ professionalisiert die ­Sounds des Debüts. Die Musik passt jetzt besser zu der sanften Sinnlichkeit in Scherers Gesang. Etwa bei „Beau­ti­ful Heart­brea­ker“, dessen Protagonistin einen verflossenen Liebhaber für seine Fähigkeiten als Herzensbrecher bewundert. Ein Gefühl von Neo-Soul, aber das Lied ist summender Indie-Pop. Bei „Ca­sual Sex“ geht es wohl um ebenden, aber vielleicht auch um ein Gefühl von Dissoziation und Fremdsein. In dem Lied steckt das oben erwähnte Chanson, aber auch Sixties-­Pop wie von Nancy Sina­tra und Lee Hazle­wood. Wenn man möchte, erkennt man in der leichten Apathie Lana Del Rey.

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Auf „A Soft Seduction Daily“ wird dreimal deutsch gesungen. Bei „Blass­blau“ tanzt Malva eng umschlungen am Ende der Nacht und denkt an den Winter. „Brombeeren“ ist ein Kunstlied, gesungen zur Harfe. Malvas gute Bekannte Jesper Munk und Oskar Haag gastieren bei dem Fifties-Cocktail-Beat „Ro­mance With A Me­mory“ bzw. dem ätherischen, fast verschwindenden „Paper-Thin“. Zweimal wird es laut: Der Fuzz-Rock von „Electric“ und „You Came ­Along“ gibt Scherer die Chance, sich von einer gefährlicheren Seite zu zeigen. Da ist die Verführung nicht mehr ganz so sanft.