Murder :: Gospel Of Man
Leicht bis orchestral: Das dänische Duo erweitert sein Spektrum.
Sie verstehen sich auf plakative Cover und Titel, die wenig bis gar nichts mit ihrer Musik zu tun haben. So wie ja auch schon der Name eher irreführt, selbst wenn man „ballad“ gleich mitdenkt. Jacob Bellens und Anders Mathiasen debütierten 2008 auf „Stockholm Syndrome“ als herziges Hochzeitspaar, auch ganz in weiß, mit einem Blumenstrauß. Nun locken Murder explizit mit dem (weiblichen) Kern männlicher Versuchung – Eva reloaded, sozusagen. Oder doch eher unplugged?
Sein musikalisches Spektrum hat das dänische Akustik-Duo mit „Gospel Of Man“ jedenfalls noch mal behutsam erweitert. Erstmals ist bei einigen Stücken mit Jacob Hoyer ein Schlagwerker dabei, der freilich erwartbar Samthandschuhe trägt und seine Felle mehr streichelt als schlägt. Aus der erneut vielköpfigen Begleitschar (Geigen, Cello, Posaune, Flöte usw.) ragt Neuzugang Jonas Westergaard heraus. Der Multiinstrumentalist darf sich sogleich auch als Co-Autor einschreiben und verantwortet mit der Piano-Streicher-Etüde „Picker Of Cotton“ und dem raumgreifend-orchestralen „No Room For Mistakes“ gleich zwei Songs mit, die neben dem betörenden Kopfstimmen-Überflieger „Milk & Honey“ besonders auffällig werden.
Dazwischen spannen Murder stets stilsicher einen Bogen, der kunstvoll Verspieltes („Excelsior“, Supervalu“) ebenso leicht erscheinen lässt wie neo-folkige Direktheit („Providence“, „Drawn In The Dirt“) und sanft schiebenden Kammer-Pop („Aqueduct“, „Ember Song“). Man kann an die wagemutigeren Momente von Crosby, Stills & Nash denken („Subrosa“), man kann die üblichen Schubladen von „Nordmänner-Melancholie“ bis „Americana“ aufziehen – und wird dem schönen Treiben von Murder damit doch nur sehr bedingt gerecht. Aufs nächste Cover sind wir jetzt schon fast so gespannt wie auf die Musik. (Devil Duck/Indigo) Jörg Feyer