Nick Drake

„The Making Of Five Leaves Left“

Island/Universal (VÖ: 25.7.)

Das erste Reissue mit Extras des genialen Debüts.

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„Ich habe ein bis zwei Ideen“, sagt Nick Drake im Studio, in der Einleitung zu „Made To Love Magic“. Bei seinem Auftritt im Roundhouse habe etwas gefehlt: „Eine Flöte. Und die Übergänge von Dur zu Moll und dem Refrain müssen präziser werden. Es soll himmlisch klingen.“ Dann spielt Drake auf seiner Akustikgitarre. Es klingt – himmlisch. Am Ende der Aufnahme fragt sein Tontechniker Paul de Rivaz: „Wollen wir das noch mal einspielen?“ Drake sagt: „Fine.“ „Fine.“ Wie viel Selbstbewusstsein braucht ein Künstler, um zu wissen, dass er etwas, das bereits vollkommen klingt, einfach noch vollkommener einspielen kann – nur weil jemand anderes das Gefühl hat, dass da noch mehr möglich ist? Dabei heißt es, Drake habe stets an seinem Wert gezweifelt.

Wie viel Selbstbewusstsein braucht ein Künstler, um zu wissen, dass er etwas, das bereits vollkommen klingt, einfach noch vollkommener einspielen kann

Mit „The Making Of Five Leaves Left“ erscheint erstmals zu einem Nick-Drake-Album – seinem Debüt – ein Reissue mit Extras. 41 Stücke, darunter Outtakes und Demos, aufgenommen im Oktober 1968. Schon die veröffentlichten Studioversionen wirkten wie Konversationen mit dem Hörer, denn Drake wollte über Liebe, Einsamkeit und Natur sprechen. Einige dieser Studio-Zwiegespräche kursieren als Bootlegs.

Im Vergleich zum „Club 27“ verstorbener Musiker ist der „Club 26“ mit Drake, Gram Parsons und Otis Redding klein. Doch zum Mythos Nick Drake gehört auch, dass einer der bedeutendsten Songwriter Englands weder ein Audio- noch ein TV-Interview hinterlassen hat. Auch kein Live-Video. Die angeblich längste zusammenhängende Tonaufnahme – ein Monolog – dauert keine zwei Minuten. „The Making Of Five Leaves Left“ ist ein Geschenk: eine Möglichkeit, Nick Drake ein Stück näherzukommen. Ein Geschenk, das sich – vielleicht – mit Reissues von „Bryter Layter“ und „Pink Moon“ noch erweitern lässt