Nick Lowe – Jesus Of Cool
Er war nicht Jesus, und er hatte auch nicht dieselben Initialen. Aber 1978 gehörte Nick Löwe bestimmt zu den coolsten Menschen des Planeten. Und nicht nur. weil David Bowie sein Album „Low“ bekanntlich als Anspielung auf den Kollegen so genannt hatte. Für Amerika wurde Lowes erstes Solo-Album gescheiterweise „Pure Pop For Now People“ getauft – ein Titel, der seine Songs (und seine Attitüde!) noch besser erfasst. Als Musiker wie als Produzent hatte Löwe damals schon eine Karriere hinter sich (mit den glücklosen Brinsley Schwarz); er gehörte zu den Eklektizisten. die bereits die erste Generation des Rock’n’Roll so sehr bewunderte, dass Punk ihnen nicht als attraktiv (wenn auch nicht als bedrohlich) erschien. Vier Hit-Platten hatte Löwe im Jahr zuvor produziert, wie eine Anzeige wunderbar im Stil der Zeit hinausposaunte ( ….. und in diesem wird Jesus Of Cool‘ für unsere Sünden veröffentlicht!“), darunter war Elvis Costellos Debüt-Album. Besser konnte es kaum werden. Und wurde es dann auch nicht.
Zur Nostalgie und zum stupenden Handwerk kam hier die süffisante Ironie. Löwe etablierte mit Satiren wie „Music For Money“ und „Shake And Pop“ das Lied über Plattenindustrie, Traum von der Berühmtheit und Lächerlichkeit des Pop-Zirkus als eigenes Genre (Van Morrison hatte allerdings emsig Vorarbeiten geleistet); seine Stücke sind schärfer und amüsanter als das spätere „Money For Nothing“ von den Dire Straits (das freilich, und das war tatsächlich komisch, ein Superhit und Synonym für den MTV-Terror wurde). Als „Basher“ – wie man Löwe ob seines Talents zur virtuosen und geschwinden Flickschusterei nannte – erweist er sich auch in hingerotzten Pop-Gassenhauern wie „I Love The Sound Of Breaking Glass“ und „Marie Provost“.
Proper Records hat „Jesus Of Cool“ nun um zehn Stücke aufgerüstet und bewunderungswürdig ausgestattet (wenn auch ohne die Songtexte). Und die Platte war vorher verdammt schwer (und teuer) zu bekommen!
Das war. samt der Liebe zur Maskerade mit grotesken Sonnenbrillen und Karo-Jacketts, die veritable New Wave. Mit Costellos „Imperial Bedroom“ und Joe Jacksons „Night And Day“ kam diese glorreiche Phase 1982 ans Ende. Nick Löwe tat sich mit Dave Edmunds als Rockpile zusammen, schenkte uns mit der unvergleichlich raubauzigen Produktion von Costellos „Blood And Chocolate“ 1986 noch die letzte große Platte des Genres, musizierte dann mit Jim Keltner und Ry Cooder als Little Village, da schon beinahe der milde Grauwolf mit Großvater-Schnulzen, den wir heute kennen: ein Messias auf Latschen, der kommod überlebt hat.