NUGGETS :: von Jörg Gülden

Da in einigen Landstrichen nun die „närrische Zeit“ ins Haus steht, hier zunächst mal ein Alternativvorschlag zur musikalischen Untermalung der „tollen Tage“: ENGLISH FREAKBEAT nennt sich diese feine Serie, die – nomen est omen – obskurste Perlen aus den Sechzigern zu Gehör bringt. Mal abgesehen von der verblüffenden musikalischen Reife der meisten Combos, lassen sich auf „Vol. 3“ (AIP Records AIPCD1048) auch die ersten Gehversuche späterer Stars verfolgen. So machte Steve Howe mit The In Crowd feinste Psychedelic, Graham Gouldman und Kevin Godley ließen bei den Mockingbirds schon zaghaft lOcc anklingen, Ritchie Blackmore und Nicky Hopkins gaben bei The Raving Savages heftig Gas, und Dave Davies gab sein Debüt als Frontman der Ravens. Wem zu solch einer Compilation nur Nostalgie in den Sinn kommt, der verpaßt leider eine Menge good clean fun.

Läßt bereits der Bandname THE BRIAN JONESTOWN MASSACRE auf ein recht hohes Schalk-Potential schließen, dann wird der Inhalt von „Give It Back!“ (BOMP BCD 4068) zur „Reise im total verrückten Raumschiff“. Denn was die Space-Kadetten um Commander Anton Newcombe hier auf ihrem bereits sechsten Album hinlegen, macht alle kosmischen Kuriere zu Schneidern von Ulm. Das zirpt, flötet, gniedelt, wabert und schrammelt derart außerirdisch, daß man nach der Hasch-Ersatzdroge nicht länger zu suchen braucht. Zu Nebenwirkungen befragen Sie den Platten-Dealer Ihres Vertrauens!

Könnten sich THE FLYING PIGS, ein Quartett aus Durham/North Carolina, bei ihrem nächsten Album auf eine Stilrichtung einigen, dann dürften ihnen Goldene Schallplatten, Stretchlimousinen und Luxushotels sicher sein. Denn die Mixtur ihres Debüts „Desi“ (Sonic Trout ST00008), die zwischen Nummern mit Country-Flair und flotten Roots-Pop-Titeln tnäandert, verrät eine Gitarrenband, die das Zeug zu wahrer Größe hat. Und um die Songs, die Gitarrist und Sänger Patrick O’Connell sich aus dem Ärmel geschüttelt hat, dürfte ihn so mancher „Star“ garantiert beneiden.

Nicht wenige, die in die Fußstapfen von Stevie Ray Vaughn treten wollten, mußten bald festeilen, daß ihre Latschen ein paar Schuhgrößen zu klein waren. MIKE MORGAN aus Dallas/Texas braucht den Vergleich jedoch nicht zu scheuen, denn was der Mann mit der Augenklappe zusammen mit seiner Band The Crawl auf inzwischen sechs LPs vorgelegt hat, ist Gitarren-befeuerter Bluesrock der Nobelklasse. „Lowdown & Evil“ (Zensor MMB 703) – quasi Morgans „Best Of-Album – dokumentiert den Aufstieg eines Musikers in den Bluesrock-Zenit. Die spinnen nicht etwa, die vielen Fans, die den Namensgeber der RAINER BAUMANN BAND liebevoll „Jeff Beck“ nennen. Denn der Hamburger Gitarrist, der ja schon bei Frumpy aufhorchen ließ und später mit Kalibern wie Jack Bruce, Champion Jack Dupree oder Alexis Korner musizierte, ist lebender Beweis, daß man auch mit deutschem Paß im Club der US-R&B-Stars mitmischen

kann. „Icecold Daydream“ präsentiert eine höchst versierte Band, die neben dem eigenen Material mit einer Cover-Bandbreite von Shuggie Otis bis Bessie Smith verblüfft. Gäste auf zwei Live-Tracks sind: Inga Rumpf und Jack Bruce.

Zu guter Letzt noch eine Portion Heartland-Rock von JOHN WALSH & THE SINKHOLES, die auf „Anti

matter Eisenhower“ (National Seed Rec. NSR 32337-2) kräftig auf die Tube drücken. Jede Menge Gitarren, Hooks und Riffs, die hängenbleiben, Harmoniegesang from heaven und hin und wieder eine Pedal Steel oder eine Mandoline, die wohl daran erinnern sollen, daß die Band aus Indiana stammt. Produziert wurde dieses reife Werk von keinem Geringeren als John Strohm, Ex-Lemonheads, -Antenna und -Blake Babies.

Zu beziehen sind die Alben inder Regel bei: Chill Music, Scheren 12,28865 Lilienthal, Taxim Records, Am Dobben 3,27330 Asendorf, Glitterhouse, Grüner Weg 25, 37688 Bererungen und D. C. Schallplatten, BOMP MaUorder, Marienplatz 18,96050Bamberg

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