Paula Frazer – A Pace Where I Know :: Fargo

Der Album-Untertitel verkündet Machart und Entstehungszeit, defensiv, um Erklärung bemüht, beinahe entschuldigend: „4-Track Songs 1992-2002“. Und Paula Frazer beeilt sich zu versichern, diese Musik habe „a certain intimate quality“, immerhin, wiewohl man die Aufnahmen mit dem Prädikat „low fidelity“ versehen müsse. Entwarnung! Lo-Fi stimmt nur insofern, als nicht jeder Ton mit studio-technischen Steroiden vollgepumpt ist.

Dafür hat Frazers Stimme mehr Raum, die karge Instrumentation zagt und zaudert, ohne Volumen indes, ohne Wärme und Dichte. Was nichts damit zu tun hat, dass nicht genug Spuren bespielt wurden. Man höre sich zum Vergleich die mit einem einzigen Mikro eingefangenen Mono-Aufnahmen der Scud Mountain Boys-LP „Pine Box“ an. Nein, es ist die vermaledeite Datenreduktion, der schnöde Digitalismus, der verhindert, dass Paula Frazers dunkle, oft depressive Klagelieder nicht dorthin dringen, wo ihre Bestimmung liegt. Tief ins Herz trifft hier nichts.

Das war schon bei den Platten von Frazers alter Band Tarnation so, bei ihrem Debüt-Album als Solistin im letzten Jahr, wie im übrigen auch bei sämtlichen Scheiben der geistesverwandten Handsome Family. Hier wie da ist es jammerschade, denn Frazers Stimme, wie live eindrucksvoll zu erleben, besitzt nicht nur bemerkenswerte technische Fälligkeiten, sondern hat Charakter. Wie auch etliche der hier versammelten Songs. Das mit Morricone-Signaturen unterfütterte „An Awful Shade Of Blue“ etwa oder das zugleich sehnsuchtsvolle wie pessimistische „Long Ago“ mit Frazer-typischen Zeilen wie „How can love be so strong but temporary?“.

Geboren in Georgia, aufgewachsen in Arkansas, Tochter eines Priesters und einer noch frommeren Mutter, die ganze Jugend über Schuld und Sühne, Gebote und Verbote, das muss raus. Und ebendas tut es, in diesen gern gothisch genannten Songs. In denen nicht das Fegefeuer lodert wie bei 16 Horsepower, die andererseits aber auch nicht so aufgeklärt und wissend sind wie bei Freakwater. „Some people make things look so easy“ singt Paula Frazer zu hohltönender Orgel in „Taken“, „so simple to pass the time, so hard to leave behind“. Die Welt als Wille und Vorstellung, das Glück nur im Verlöschen.

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