Pedro Almodovar – Zerrissene Umarmungen :: Zwischen Kunst und Kitsch/Start: 6.8.

Seine Liebesgeschichten sind der reinste Kitsch, und eigentlich müsste sich kein Schreiber für Telenovelas mehr schämen, wenn er dieses hemmungslose Rührstück von Pedro Almodovar gesehen hat. Statt dessen wird er verzweifeln müssen. Denn der Spanier meistert mal wieder den schmalen Grat zwischen trivialen Gefühlen und melodramatischer Grandezza, plumpem Pathos und großer Theatralik, in der immer Ironie mitschwingt.

Schon die Figuren haben den Charme eines Groschenromans: Wie der blinde Drehbuchautor und ehemalige Regisseur Mateo (Lluis Homar), der seit einer Tragödie Harry Caine genannt werden will; und die schöne Sekretärin Lena (Penelope Cruz), die nebenbei als Callgirl jobbt und die Geliebte ihres reichen Chefs Martel (Jose Luis Gömez) wird, weil er die Arztrechnungen für ihren kranken Vater bezahlt. Dann ist da noch Harrys Agentin Judit, die sich treu um ihn kümmert, sowie Martels gedemütigter Sohn Ernesto Jr., der Rache will.

Als dieser nach dem Tod des Vaters bei Harry auftaucht, erinnert der sich an die Dreharbeiten zu seinem letzten Film „Frauen und Koffer“: Martel finanziert ihn 1992, weil Lena unbedingt Schauspielerin werden will. Eifersüchtig lässt er sie von Ernesto Jr. mit einer Videokamera überwachen und erfährt dadurch, wie sie und Mateo sich verlieben. Die beiden fliehen, wollen aber zurückkehren, als Martel den umgeschnittenen Film ins Kino bringt.

Virtuos verknüpft Almodovar nicht nur zwei Handlungsstränge, in denen jeweils ein Rätsel gelöst wird, sondern auch viele gewitzte Doppelungen. „Frauen und Koffer“ etwa zitiert als Film im Film seinen ersten Erfolg „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“. Er greift Alfred Hitchcock, Douglas Sirk und Roberto Rossellini auf, inszeniert symbolische Momente in perfekt abgestimmten Dekors und macht seine Muse Cruz für einen Augenblick zur anmutigsten Frau des Planeten. Mag seine Hymne an die Magie des Films und die Macht der Liebe auch konstruiert erscheinen – das ist großer Stil.