
Vielleicht erschließt sich die volle abstrakte Schönheit von „Ugly Season“ erst, wenn man diese Musik so hört, wie sie gemeint ist: als Soundtrack zu einem Kurzfilm des bildenden Künstlers Jacolby Satterwhite. Zudem hat Mike Hadreas alias Perfume Genius das Album bereits als Theatermusik aufgeführt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt sich „Ugly Season“ als Konzept über die Entwicklung von Utopien hören. „Just A Room“ oszilliert zwischen Orgeltoccata und Spieluhrmelodie, „Herem“ ist eine verwunschene Gottesanbetung, ein Raum, in dem die Zeit auf magische Weise stillsteht.
Ein grandios sperriges Reigen
Im „Scherzo“ zieht Hadreas alle expressionistischen Register. Sein Genie besteht darin, dass seine künstlerischen Ambitionen zu unterhaltsam sind, um als Toninstallationen in Museen zu verkümmern. Der Titelsong klingt, als hätten Prince und Leonard Cohen ein Dancehall- Stück von Shabba Ranks aufgenommen. Das hypnotische „Eye In The Wall“, das von einem Dampfpressen-Beat gestützte „Photograph“ und das infernalische „Hellbent“ bilden die Höhepunkte des grandios sperrigen Reigens.
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