RHYTHM KINGS – STRUTTIN‘ OUR STUFF :: BMG/Ariola

Kings Of Rhythm nannte Dce Turner am Ende der 40er Jahre seine fulminante Backing Band. Unterstellen wir Bill Wyman getrost, daß er um die Verdienste jener legendären Combo weiß, die Jackie Brenstons „Rocket 88“ erst ermöglichte und höchste Standards in Sachen Rhythm 8C Blues setzte. Willie 8C The Poor Boys hatte Wyman vor zwölf Jahren seine letzte Hobby-Band getauft, nun also Rhythm Kings. Sehr verpflichtend.

Nicht wenig ambitioniert auch das Projekt als solches: Über drei Alben in ebenso vielen Jahren sollen unsterbliche Klassiker gefeiert werden, stilistisch von Ragtime und ursprünglichem R&B über Jitterbug und Boogie bis zum Bayou Blues und den Grooves der Rolling Stones. Wyman-Favoriten aus sechs Jahrzehnten, so könnte man sagen, von den Twenties bis zu den Seventies. Warum? Keine Ahnung. Müßiggang ist aller Laster Anfang. Etwas in der Art vermudich. Oder noch banaler: Hat man diese Musik erst mal im Blut, kann man nicht mehr damit aufhören.

Sei’s drum. „Struttin’Our Stuff“ ist der erste Teil der Trilogie und ganz bestimmt ein Fest für Freunde des gediegenen Handwerks. Bill Wyman hat zwischen zwei Eröffnungen seiner florierenden Restaurant-Kette „Sticky Fingers“ (na ja, noch sind es erst diese zwei) einen Haufen Kumpels ins Studio geladen, so illustre wie dubiose Gestalten, die allesamt irgendwann famose Musik gemacht haben, allesamt aber schon verdammt lange nicht mehr.

Peter Frampton etwa, der tätige Mithilfe dabei leistet,John D. Loudermilks unzählige Mal gecovertem „Tobacco Road“ mit bluesiger Bodenständigkeit vollends zu erden und ihm so den letzten Rest an sozialer Brisanz zu rauben. Oder Eric Clapton, dessen gewohnt sittsames Saitenspiel das Seine dazu beiträgt, dem Stones-Tune „Melody“ den Zahn zu ziehen. Man erinnere sich ans frivole Original, Mick’n’Billy campin‘ it up, zu Zeilen wie „My nose is on her trail, I’m gonna catch her by surprise/ Then I’m gonna have the pleasure to roast that child alive“. Gesungen von Georgie Farne und Beverly Skeete bleibt das Sinistre auf der Strecke, aus einem gefährlichen Flirt mit Machismo wird eine runde Ballade voller Liebesleid. Gut, daß Wyman damals nicht das Sagen hatte bei den Rolling Stones.

Dabei singt der gute Bill sehr passabel, und auch die anderen Vokalisten zeigen ihr Können, allen voran Geraint Wadcins und Paul Carrack, letzterer seit seiner Ace-Zeit („How Long“) Garant fürs Soulvolle, allerdings offenbar ohne musikalisches Gewissen, sonst hätte er sich niemals hergegeben für Mike & The Mechanics, die miesesten Mucker auf dem Globus. Nehm‘ ich zurück. Ich hatte Genesis vergessen.

Etliches ist, wen wundert’s bei dem Star-Auftrieb, bestens gelungen. Die flott swingende Version von Willie Dixons „Down In The Bottom“, durchaus komplementär zum grantigen Original von Howlin‘ Wolf. Oder Bobby Keys‘ sattes Saxophon in „Motorvatin‘ Mama“. Oder Albert Lees flüssiges, unaufdringliches GitarrenspieL Oder De Wadcins als Mr. Hyde in Willie Mabons „I’m Mad“. Wirklich überzeugend, really solid.

Und es soll ja Leute geben, für die „solide“ kein Schmähwort ist.

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