Ringo Starr – Choose Love
Ja klar. „Choose Love“ – Ringo hat ja auch nie eine andere Wahl gehabt, denn das ist der einzige Teil der Beatles-Botschaft, den er problemlos reproduzieren kann. Peace, love and harmony und immer schön das Victory-Zeichen in die Kamera. Paul macht ja immer thumbs up. Welche Gesten John und George wohl zu ihren Markenzeichen gemacht hätten, wenn sie noch da wären?
Ringo ist der einzige Beatle, dessen Platten man im Supermarkt im Oldie-Regal findet. Denn da gehören sie hin. Mit seiner All Starr Band machte er Musik für den Partykeller und seine Konzerte waren Bier im Becher, Heißwurst mit Pappstreifen und Songkrumen, die ihm seine Ex-Bandkollegen mal hingeworfen haben. Als wollte er sagen: „Seht her, wie einfach es ist, ein Beatle zu sein.“ Eine Art „Bob Ross – The Joy Of Painting“ der Popmusik.
Weil dieses Mal kein Beatle Songs für ihn schrieb, klingt „Choose Low“, als müsse er als einer der beiden Überlebenden das Ding nun ganz alleine schaukeln. „All You Need Is Love“ wird zitiert, „The Long And Winding Road“ und „What Goes On“. Das in den Vordergrund gemischte Li-la-Launebär-Beat-Schlagzeug ruft „Ringo, Ringo, Ringo“, aber die Gitarre klingt durchgängig nach George (der Titelsong klaut gar das „Taxman“-Riff), die Harmonien nach Paul (und George), und es gibt
sogar einen Song, der hört sich an, als wäre er von John: „I want to sit here, drink beer, really love you dear but there’s a rent man knocking on my door“ – naja, vielleicht ein Überbleibsel vom „Lost Weekend“. Chrissie Hynde singt bei diesem Stück im Duett. Der einzige Stargast auf der Platte – naja, Ex-Star-Gast. Und am Ende gibt’s „Free Drinks“ – nicht schlecht.
“ Choose Love“, das ist die Bingo-Essenz. Eine kunterbunte, bierselige Beatles-Reminiszenz und das beste Ringo-Album seit der Fast-Hit-Platte „Time Takes Times“, die uns damals, Anfang der 00er Jahre, während der Produzentenherrschaft von Jeff Lynne und Don Was ereilte. Wenn Sie mal zufallig im Kaufhof am Oldie-Regal stehen: „Choose Love“!