Serie der Woche: „Die Hochzeit“

In "Die Hochzeit" zeigt Jan Georg Schütte, dass gute Improvisations-Serien durchaus möglich sind

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Nachdem Drehbuchautor/Regisseur Jan Georg Schütte schon „Das Begräbnis“ (2022) und „Das Fest der Liebe“ (2023) gefeiert hat, kommt jetzt folgerichtig „Die Hochzeit“. Mit Improvisations-Serien ist das ja immer so eine Sache, oft genug sind sie peinlich anzusehen. Nur mit dem geeigneten Personal funktioniert es. In sechs Episoden spielt hier ein gut gelauntes Ensemble durch, wie absurd so eine Zeremonie werden kann – wenn die eingeladene Mischpoke aus Anja Kling und Martin Brambach, Devid Striesow und Tobias Moretti besteht.

Luise von Finckh gibt die gebeutelte Braut Jackie, Lena Klenke ihre nervtötende Freundin und Beraterin Simone, Felix Kreutzer den Auserwählten. Lukas ist Influencer, „dit is ja keen Beruf“, sagt der Schwiegervater (Brambach) natürlich, während der Vater (Moretti) Sorge hat, weil sich das zukünftige Ehepaar kaum kennt, „des is ja ois a Wahnsinn“. Die Jungen schwafeln von Sexualisierung, Agendas und neuen Strukturen, die Älteren machen sich indes Gedanken über Finanzen, Untreue und komische Patchwork-Familien.

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Alles Klischees? Schon, aber wie immer kommt einem vieles halt genau deshalb so bekannt vor, dass man doch lachen muss – und die unterschiedlichen Dialekte tun ihr Übriges. Ist man Team Mecklenburg oder Team Österreich? Eigentlich vor allem Team Wahrheit, denn davon halten hier alle viel zu wenig. Ob die Hochzeit am Ende mehr sein könnte als nur ein Marketing-Coup? Vielleicht wird sogar jemand vor dem „inneren Patriarchat“ gerettet? Und die Liebe findet sich auf unerwarteten Wegen? Sagen wir es so: Ein großer Romantiker scheint Schütte nicht zu sein – aber ein kleiner schon. (ARD)