Serie der Woche: „The Sticky“
Margo Martindale brilliert als Ahornsirup-Farmerin, die sich an den Institutionen rächen will ...
Man macht sich ja keine Vorstellung davon, wie anstrengend das Leben als Ahornsirup-Farmerin in Quebec ist – bis man „The Sticky“ gesehen hat, eine Mischung aus dunkler Komödie und Thriller. Ruth Landry (Margo Martindale) muss erkennen, dass ihre Existenz gefährdet ist, weil sie nicht allen Vorschriften nachkommen kann, während sie gleichzeitig ihren im Koma liegenden Ehemann betreut. Aus Rache an den Prinzipienreitern, die ihr nicht helfen wollen, plant sie schließlich den größten Raub in der Geschichte ihres Landes.
Vor 13, 14 Jahren wurden tatsächlich 3000 Tonnen Ahornsirup gestohlen, der Coup ging als „Great Canadian Maple Syrup Heist“ in die Geschichte ein – der augenzwinkernde Hinweis, dass diese Serie gar nichts, aber auch wirklich gar nichts mit der Realität zu tun habe, steht am Anfang aller sechs Teile. (Was ungefähr so glaubwürdig ist, wie neulich bei der Disney+-Miniserie „Say Nothing“ der Disclaimer, dass Gerry Adams immer bestritten habe, etwas mit der IRA zu tun gehabt zu haben.)
Die Hintergründe sind letztlich sowieso egal, so aufregend sind all die ländlichen Verstrickungen dann doch nicht. Am besten ist das Ensemble, darunter Guillaume Cyr als überforderter Wachmann Remy und Margo Martindale als resolute Ruth. Die 73-Jährige, die schon in „The Americans“ so beängstigend Normalität vorgegaukelt hat, zieht auch hier alle Register der unterschwelligen Aggression. Und dann kommt noch Jamie Lee Curtis (auch Produzentin) als Profi-Killerin ins Spiel. Allein durch ihre Präsenz steigt die Spannung, doch „The Sticky“ ist weder richtig fesselnd noch richtig lustig. Vielleicht wäre die Posse in einem kürzeren Spielfilmformat besser aufgehoben gewesen. (Prime Video)