St. Vincent

„All Born Screaming“

Virgin (VÖ: 26.4.)

Dystopischer Rock und Selbstfindungs-Pop.

Das Bekenntnishafte ist Annie Clarks Sache nicht. Als St. Vincent ist sie zu einer der besten Maskenspielerinnen der jüngeren Pop-Geschichte geworden. Aber seit dem soulgefärbten „Daddy’s Home“ (2021) lässt sie uns ein bisschen in ihr Herz schauen. Oder ist auch das wieder nur eine Maske? Auf „All Born Screaming“ malt St. Vincent ein Schlachtengemälde aus Lust und Verlust – und geht der drängenden Frage nach, ob wir nicht bzw. gerade im Angesicht der größten Katastrophen das Leben in vollen Zügen genießen sollten.

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Der Sound dazu überwältigt. Da sind die James-Bond-Balladigkeit von „Violent Times“ und Clarks Beth-Gibbons-gleicher Schmerzensgesang in „Reckless“. Würden Air ein Stück von Arthur Lee remixen, es könnte so etwas wie „Hell Is Near“ dabei herauskommen. Die Hälfte von „All Born Screaming“ ist Rockmusik. Dave Grohl spielt in „Broken Man“ das Schlagzeug. „Big Time Nothing“ wummert am Abgrund wie Björks „Army Of Me“. Diese Platte ist ein Traumapatient, der die Liebe im Exzess sucht. Autoaggression als Weg. Aufregend, aber auch ein bisschen hohl.