Sue Garner – To Run More Smoothley :: City Slang/EFA
Die New Yorker Band Run On hat einen Musiker namens Alan Licht in ihren Reihen. Doch die eigentliche, gar nicht mal so heimliche Lichtgestalt (ha!) der aus diversen Ecken zusammengewürfelten Allstar-Combo war und ist Sue Garner. Immer, wenn ihre Mitstreiter sich vor lauter Ambition zu verlaufen schienen zwischen Art- und Avant-, Popund Post-Rock, setzte die Bassistin und Sängerin klare Wegmarken als Songwriterin, vor allem aber mit einer Stimme, die unaffektiert, doch bestimmt strahlte.
Nun also ein Solo-Ausflug. Warum? Klar: „No one to agree/disagree or compromise with but yourseif, and in the end, no one else to blame.“ Doch Garner muß nicht allzu hart mit sich zu Gericht sitzen, denn „To Run More Smoothly“ (naheliegendster Titel der letzten Monate) ist ihr über weite Strecken vorzüglich gelungen. Seinen Anteil daran hat zweifellos (Co-) Produzent Chris Stanley (dB’s), der das teils in Garners Wohnzimmer eingespielte Werk gern „Two A-Dats And A Microphone“ betitelt hätte. Entsprechend spartanisch sind Produktion und Arrangements geraten – und doch meist vollendet; nur selten bleibt der Nachgeschmack, einem besseren Demo gelauscht zu haben.
Ein bißchen Gitarre, ein bißchen Baß, ein bißchen Rhythmus-Geplucker; auch kontrastiert schon mal Gitarren-Stakkato mit einem Glokkenspiel („Glazed“), schiebt sich Ziehharmonika-ähnliches aus dem Hintergrund heran („Dear Darling“). Doch immer: ganz, ganz viel Sue Garner. Und das ist gut so. Soviel Sentiment wie nötig schwingt in ihrem Gesang, aber auch soviel Kontrolle wie möglich, geerdet in der sehr sanften Andeutung eines Southern-Country-Drawl (die Georgia-Herkunft!), der nie breit und aufdringlich wird. Das anmutige „Nightfall“ steht gleich zum Auftakt für die schnörkellose Kunst ihres Songwriting, die Garner mit graziösen Pretiosen wie „Rose Colored Glue“ und „Goodbye“ weiter ausformuliert.
Am verzichtbarsten wirken noch die eher abstrakten Entwürfe („Sense Enough“, „Item’s Song“), die auch auf einem Run On-Album zu Hause wäre. Deplaziert sind sie in diesem Kontext aber kaum, und je öfter man das Album hört, desto klarer wird, daß solche Tracks zumindest für einen immanenten Spannungsbogen ihre Funktion erfüllen. Damit alles nicht zu smooth läuft, sozusagen. Und das einzige Cover? Sue Garner setzt Merle Haggards „Silver Wings“ einem allmählich heraufziehenden Geigen- und Feedback-Gewitter aus. Stoisch, stolz und respektvoll. Und auch ein bißchen zu gewollt? Definitely maybe.