Syd Barrett :: An Introduction

Fragwürdig kompilierte Auswahl von Songs des Psychedelikers

Die Idee einer Best-Of-Auslese aus dem Schaffen von Syd Barrett ist an sich schon etwas pervers. Trotzdem gibt es eine solche – aus den drei Solo-Platten – seit 2001 unter dem Titel „Wouldn’t You Miss Me“. Von einer Nachlese aus dem Gesamtwerk, die wie jetzt „An Introduction To Syd Barrett“ mit hochfliegendem Anspruch kommt, sollte man erwarten, dass dort zentrale Songs aus allen (wenngleich wenigen) Jahren auch eine künstlerische Entwicklung dokumentieren.

Nicht nur unter diesem Aspekt ist die jetzt vorgelegte Auswahl eher enttäuschend. Als letzten Song findet man den in seinem Werk nun wirklich sehr marginalen (wohlgemerkt eigenen,1970 geschriebenen, amüsant parodistischen) „Bob Dylan Blues“, aus den Solo-Jahren aber weder so herausragende Songs wie „Opel“ oder „Golden Hair“ noch „No Man’s Land“ und „Rats“. Bei „If It’s In You“ darf man einmal mehr einem psychisch schon ziemlich zerstörten Pop-Genie bei der Arbeit zuhören. Immerhin verzichtete man auf das ziemlich entnervende „Feel“, auf „Dark Globe“ erfreulicherweise nicht.

Bei der sehr pauschalen und die CD nicht annähernd füllenden Auslese waren die frühen Pop-Geniestreiche, nur als Singles veröffentlicht, Pflicht. Also findet man hier neu überspielt wie die meisten anderen Aufnahmen auch „Arnold Layne“ und „See Emily Play“, „Apples And Oranges“ erstmals gar im vormals ewig unter Verschluss gehaltenen Stereo-Mix! Was mehr als einen Pink-Floyd-Fan – und auch den größten lebenden unter denselben, Robyn Hitchcock – angesichts der Pioniertaten der Band und ihres Produzenten Norman Smith in Sachen Stereo-Pop mit großer Freude erfüllen dürfte.

Von den drei aus dem Debüt ausgewählten Songs ist „Matilda Mother“ das Sahneteil der ganzen Kollektion: nicht neu überspielt, sondern komplett remixed mit neuen Edits (u. a. bislang nicht benützten Textpassagen) und neuen instrumentalen Overdubs, die Aufnahme jetzt mehr als eine Minute länger, für manchen vielleicht noch faszinierender als der Original-Mix. Den Anstoß dazu, von mehreren Solo-Aufnahmen ebenfalls ganz neue Abmischungen zu produzieren, dürfte David Gilmour gegeben haben. In einschlägigen Fan-Foren im Netz zirkulieren Vorwürfe, er habe die „andere“ Hälfte, also die nicht von Malcolm Jones betreuten Songs von „The Madcap Laughs“, im Team mit Roger Waters seinerzeit doch etwas liederlich und alles andere als angemessen professionell produziert und abgemischt. Neben „Here I Go“, „She Took A Long Cool Look“ und „Octopus“ findet man jetzt auch „Dominoes“ von der zweiten LP als Remix. Gilmour ist der „Executive Producer“, die Remixes besorgten zwei Tonmeister.

Wie man mit der Auswahl bei dieser Retrospektive neue Syd-Barrett-Fans finden will, bleibt dennoch rätselhaft. Neugierig wollte man womöglich doch eher die alten machen – mit der cleveren Remix/Remastering-Strategie bei dem Projekt. (EMI) Franz Schöler

Lightnin‘ Hopkins ++++¿

Texas Blues Giant

Retrospektive und Einführung in das Werk des Blues-Urgesteins

Les Blank, der ihn in „The Blues According To Lightnin‘ Hopkins“ porträtierte, meinte ihn bei den Dreharbeiten so weit kennengelernt zu haben, dass er später erklärte, Sam Hopkins sei ein Clown und ein Orakel, ein geistreicher Zeitgenosse und ein Halunke gewesen. Tatsächlich konnten sogar manche der im Zuge des Folk-Revival gegen Ende der 50er-Jahre zu Blues-Afiçionados gewordene Zeitgenossen zunächst eher weniger anfangen mit dem Blues dieses Lightnin‘ Hopkins aus Centerville, Texas. Als Blind-Lemon-Jefferson-Schüler und Vertreter der eher ländlichen Variante des Genres galt er kurioserweise als schlicht antiquiert. Was sich gründlich änderte, als damals binnen kurzer Zeit viele weithin vergessene Größen des Country-Blues entdeckt wurden.

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