Syd Barrett: Genie und Tod des Pink-Floyd-Gründers

Syd Barrett verließ Pink Floyd 1968, nachdem seine psychischen Probleme Überhand genommen hatten.

Die Band war schon nicht mehr aktiv, als der Mitbegründer von Pink Floyd starb. Syd Barrett erlag am 7. Juli 2006 im Addenbrooke’s Hospital in Cambridge einem Bauchspeicheldrüsenkrebs, nachdem er den Großteil seines Lebens fernab vom Rampenlicht verbracht hatte. Er erschien nur auf zwei Pink-Floyd-Alben, 1967 auf „Piper at the Gates of Dawn“ und 1968 auf „Saucerful of Secrets“. Nach den frühen 1970er-Jahren veröffentlichte er nie wieder eine Platte. Stattdessen führte er ein ruhiges, recht normales Leben, das sich auf die tägliche Routine und die künstlerische Arbeit konzentrierte.

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Spekulationen über seine geistige Gesundheit waren lange Zeit Futter für Fans und Kritiker. Ebenso machten seine alten Bandkollegen, insbesondere Roger Waters, ihm zu Thema ihrer Lyrics. Das titelgebende „Wish You Were Here“ (1975) war an Syd Barrett gerichtet. Physisch war Barrett noch anwesend, doch geistig entschwand er gegen Ende der 1960er immer wieder jeglicher Realität. Körperliche Beschwerden blieben zudem lange unbekannt. So erfuhr die Öffentlichkeit erst nach seinem Tod von seiner Diabetiserkrankung.

6: The Piper At The
Gates Of Dawn –
Pink Floyd, EMI, 1967. Die Band, die sich nach zwei Bluesmusikern, Pink Anderson und Floyd Council, benannt hatte, war 1966 noch mit Rhythm-&-Blues-Songs im Marquee Club aufgetreten, doch im Lauf des Jahres wurden die Soli länger, die Lichter bunter, und Sänger Roger Keith „Syd“ Barrett ließ sich von den Lektüren aus Kindertagen (vor allem Kenneth Gra­hames „Der Wind in den Weiden“ und Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“) sowie den Drogen seiner Wahl (vor allem LSD) zu surreal-fantastischen Liedern inspirieren, die oft von der Hoffnung handelten, ins schaurig-schöne Land der Kindheit zurückkehren zu können: „There was a king who ruled the land/ His majesty was in command/ With silver eyes the scarlet eagle/ Showers silver on the people/ Oh Mother, tell me more/ Why’d ya have to leave me there/ Hanging in my infant air/ Waiting?“

„Die Band ist natürlich sehr bestürzt und traurig, von Syd Barretts Tod zu erfahren“, sagten die überlebenden Mitglieder von Pink Floyd in einer Erklärung. „Syd war das Leitmotiv der frühen Bandbesetzung und hinterlässt ein Vermächtnis, das auch heute noch inspiriert“.

Tribute-Konzert für Syd Barrett

Im Jahr 2007 folgte ein mit Stars gespicktes Tribute-Konzert im Londoner Barbican Theatre. David Gilmour, Richard Wright und Nick Mason spielten den frühen Pink-Floyd-Klassiker „Arnold Layne“. Rogers Waters, seit vielen Jahren längst heillos mit dem Rest der Band zerstritten, trat ebenfalls auf. „Syd war ein reizender Kerl und ein einzigartiges Talent“, teilte Waters über seine Website mit. „Er hinterlässt ein Werk, das sowohl sehr berührend als auch sehr tiefgründig ist und das für immer weiter leuchten wird.“ „Shine On You Crazy Diamond“, alles bestimmender Epos auf „Wish You Were Here“, war Huldigung und Abgesang auf Syd Barrett zugleich.

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Pink Floyd im Studio. Damals noch mit Syd Barrett.
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Das Line Up enthielt unter anderem Kevin Ayers, Damon Albarn von Blur, The Damned’s Captain Sensible, Mike Heron von Incredible String Band, Robyn Hitchcock, Chrissie Hynde und John Paul Jones. David Bowie würdigte Barrett in Abwesenheit. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie traurig ich mich fühle“, schrieb er. „Syd war eine große Inspiration für mich. Sein Einfluss auf mein Denken war enorm. Ein großes Bedauern ist, dass ich ihn nie kennen gelernt habe.“

Die Anfänge mit Pink Floyd

Zu Beginn der 1960er-Jahre war Syd Barrett ein exzentrischer, hochtalentierter Kunststudent. Seine erste Band Geoff Mott and the Mottoes probte im Haus der Familie, das Syds älterer Schulfreund Roger Waters regelmäßig besuchte. Wenig später schlossen sich die beiden zusammen, um Pink Floyd zu gründen. Ihren Namen erhielt die Band durch ihren ersten Gitarristen, den seltsamen und faszinierenden Liebhaber von Kunst und psychedelischen Erfahrungen. Immer häufiger überschritt Syd Barrett im Drogenrausch, zumeist LSD, die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, die eine weitere Zusammenarbeit mit Pink Floyd schließlich untragbar machte.

Syd Barrett mit Pink Floyd, 1967.

David Gilmour ersetzte Syd Barrett Anfang 1968, was ihm nach eigener Aussage bis heute ein schlechtes Gewissen bereite. Immerhin hatten er und Barrett sich gegenseitig das Gitarrespielen beigebracht, zudem waren sie gute Freunde und bewunderten ihre jeweiligen künstlerischen Fähigkeiten. Nach der Trennung unterstützte die Band ihr ehemaliges Mitglieder fortlaufend finanziell. Barrett zog sich immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück, lebte bis zu ihrem Tod 1991 bei seiner Mutter in Cambridge und danach alleine in seiner Heimatstadt.

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„Er fand seinen eigenen Geist so fesselnd, dass er nicht abgelenkt werden wollte“.

Barretts Schwester Rosemary nannte ihn in einem Interview mit der Sunday Times „meinen liebenswerten, gewöhnlichen Bruder“. Sie sagte, dass er das anhaltende Interesse an seinen Pink-Floyd-Jahren „einfach nicht verstehen konnte“. Zudem fügte sie hinzu, er sei „zu sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, um Zeit für seine Fans zu haben“. Dem Artikel zufolge hatte Barrett zusätzlich zu seinen Gemälden auch ein neues Projekt begonnen. „Er las unglaublich viel über die Kunstgeschichte und schrieb sogar ein Buch darüber“, sagte Rosemary. Das Buch bleibt jedoch unvollendet und unveröffentlicht. „Er fand seinen eigenen Geist so fesselnd, dass er nicht abgelenkt werden wollte“.

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Der 10. Jahrestag von Barretts Ableben löste eine weitere Runde von Ehrungen aus. Eine besondere Gedenkfeier für Barrett war in Cambridge, England, geplant. Das Cambridge Film Festival feierte die Premiere eines neuen Dokumentarfilms, „Get All That Ant?“, in dem Archivaufnahmen aus den 60er-Jahren sowie Bilder aus London, San Francisco und Barretts Heimatstadt Cambridge zu sehen waren.

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