Talk Talk – Live At Montreux 1986

Die kleine Bühne war vollgestellt mit Schlagzeug, Percussion und Tasteninstrumenten; auch im Auditorium herrschte drangvolle Enge: Dies war ein Konzert auf dem Gipfel des Ruhms von Talk Talk, die 1986 „The Colour Of 5pnng“veröffentlicht hatten, das Meisterwerk vor dem Eintauchen in Esoterik und Drogenwahnsinn. Mark Hollis klammerte sich ans Mikrofon und greinte die emphatischen Songs, zwei Percussionisten unterstützten das Orgel-Inferno: Paul Webb am Bass trug Vokuhila und Unterhemd, Lee Harris trommelte mit bloßem Oberkörper. Und am Bühnenprospekt hampelten die in den 80er Jahren omnipräsenten Keith-Haring-Männlein. Talk Talk waren eine der größten Bands jener Zeit; mit Ausnahme ihrer frühen Stücke hatten sie überhaupt nur psychedelische Kunstwerke zu spielen, die fast sämtlich auch Hits waren: „Life’s What You Make It“, „Does Caroline Know“, „It’s My Life“, „Such A Shame“, „I Don’t Believe In You“, die emotionale Tour de force „Living In Another World“ und das elegische „Renée“ sind vertierte Hippie-Musik, Klagelieder allesamt. Hollis‘ einzigartiger Ton wurde damals nie anders denn mit „Nölen“ beschrieben. Die Nebenhöhlen mögen vereitert gewesen sein, die Tränenkanäle aber waren frei. Eine Kathedrale des Weltschmerzes.

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