The Cure :: The Cure

Schwebender Stillstand: der überraschungsfreie Neustart

Das Ende der Welt Der ewige Wirrtet Das Rätsel der Liebe. Der letzte Kuss. Der Gruß aus der Gruft. Der Ruch der Erinnerung. Die Endlosigkeit des Moments. Der Abschied für immer. Die Verlorenheit unter Menschen. Aus dem Wörterbuch des Miserablen. „Bloodflowers“ war – Überraschung! – doch nicht die allerletzte Platte der Cure, und „The Cure“ kündigt Robert Smith Überraschung! – gar nicht als letztes Album an. Statt dessen versammelt er noch einmal alle Topoi, die er jemals bearbeitet hat – vom blanken Nihilismus von „Pornography“ bis zum übermütigen Liebesreigen von „Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me“.

„Each record that I make/ Is like a record that I made/Just not as good“, singt Randy Newman, was ja durchaus auch für seine eigenen Platten gilt. Robert Smith hat stets eine Art schwebenden Stillstand zelebriert, immer zu schlau für die bloße Gothic-Messe, immer zu trübsinnig für Pop per se, immer zu verspielt für plane Rockmusik. „I don’t want to Start again“, heißt es auf dieser Platte, und während bei „Bloodflowers“ jedes Stück wie ein Requiem klang, will Smith hier hörbar – du-du dudududu – weitermachen, weitermachen. Auf seine späten Tage gelingt ihm ein toller, gar nicht schwermütiger Song, „(I Don’t Know What’s Going) On“. Der Rest ist Wiederholung und Variation auf mittlerem Niveau. Der wummernde Bass, die flirrende Gitarre, die bräsigen Keyboards, Skizzen zu Songs, die Smith schon geschrieben hat Der Bewunderer Ross Robinson mag ja den ungeahnten Schwung ausgelöst haben, der zur Ad-hoc-Aufnahme im Studio führte, was immerhin bedeutet, dass die Cure hier als Band funktionierten. Bisher waren Smiths Freunde die Leute, die bei der Arbeit Drogen nahmen, wahnsinnig wurden, herumstänkerten und den großen Mann jedenfalls störten. Diesmal haben die Stücke frischen Atem, aber Käsefüße. Kein unbenutzter Gedanke, keine verblüffende musikalische Wendung krönt die Routinearbeit, die den Epigonen Mut macht: So schwierig ist es gar nicht, The Cure zu sein.

Erst beim letzten Song (bei welchem sonst?), „The Promise“, erinnert Smith daran, dass es nur einen Fürsten in diesem Zwischenreich der Todessehnsucht und der Lebenswut gibt „I trusted you, I wanted your word, believed in you/ You promised me/ Another wish, another dream, another day“, die Gitarre fräst, Smith greint hysterisch wie ein Kind, dem man den Glauben an den Weihnachtsmann genommen hat Und das ist der letzte Smithsche Topos: „Trying to forget/ I waited/ And I waited/ And I’m still waiting.“ Während wir auf die nächste Cure-Platte warten, wollen wir den Song immer wieder hören.

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