The Doors – When You’re Strange :: Es ist die berühmte Flughafenszene, die eigentlich schon alles über die Doors erzählt, was man wissen muss: Ray Manzarek, John Densmore und Robby Krieger stellten sich brav vor, nur Jim Morrison antwortete bei der Frage nach dem Beruf nicht gleich, sondern blickte aufreizend in die Kamera. Mehr als ein Sänger, mehr als ein Rockstar auch!
In der Dokumentation „When You’re Strange“ lässt Tom DiCillo die Doors ihre eigene Geschichte erzählen – mit ein wenig Hilfe von Johnny Depp
Er beherrschte seine Posen, aber er sah sich am liebsten als Poet. Er konnte sich mit dem Rücken zum Publikum stellen, ohne dessen Aufmerksamkeit zu verlieren. Er kämpfte gegen die amerikanische Lustfeindlichkeit, er kämpfte gegen Bigotterie, manchmal kämpfte er auch gegen die, die ihn bewunderten (vor allem die Frauen). Am meisten kämpfte er allerdings gegen sich selbst – ein Kampf, den er im Juli 1971 verlor. Jim Morrison starb in einem Pariser Hotelzimmer, doch sein Mythos ist bis heute nicht totzukriegen. Mehr noch als Janis Joplin oder Jimi Hendrix wurde er zum ultimativen Idol, zum Prototypen des verzweifelten Rockdichters.
Die Geschichte der Doors ist natürlich hinlänglich bekannt, aber von Johnny Depp lässt man sie sich gern noch einmal erzählen. Zumal Regisseur Tom DiCillo für „The Doors – When You’re Strange“ einige unbekannte Szenen ausgegraben und auch die berühmt-berüchtigten sehr liebevoll montiert hat. Das Faszinierende an der Dokumentation ist, dass nicht wie üblich die verbliebenen Bandmitglieder, Freunde und Experten die Karriere dieser außergewöhnlichen Band in einer Rückschau kommentieren. Nein, die jungen Doors erzählen sie quasi selbst – mit den viel zu wenigen Bilddokumenten, die es von ihnen gibt: Morrison im Studio, noch mit ganz unverbrauchtem Gesicht, unsicher lächelnd. Dann auf der Bühne, aufmüpfig, kraftvoll, ohne Grenzen. Die Band stützt ihn, immer. „Foremost we’re musicians and writers“, sagt Morrison einem Reporter, es klingt nach Wunsch, nicht nach Behauptung. Die Hysterie um seine Person amüsiert ihn offensichtlich, er spielt mit seinem Image, aber wohlzufühlen scheint er sich eher selten. Man vergisst manchmal, wie jung Morrison war, weil er so abgeklärt schauen konnte, aber dieser Film bringt einem den Mann wieder näher, nicht bloß den Mythos. Morrison ist hier nicht überlebensgroß, nur groß. Ein kühner Performer vor allem, der sich ohne Angst in jede Show warf – mit allem, was er hatte: „I am the lizard king/ I can do anything.“ Unterbrochen werden die Studio-, Backstage- und Konzertszenen von kleinen Sequenzen aus Morrisons unvollendetem Experimentalfilm „HWY: An American Pastoral“ von 1969, die hier erstmals zu sehen sind. Die unheilvolle Stimmung des Roadtrips passt perfekt zur Geschichte der Doors.
Selbst dem notorischen Nörgler Manzarek gefiel „When You’re Strange“, er nannte es „das Gegenstück zu Oliver Stone“ – was ein Kompliment ist, denn dessen „The Doors“-Film von 1991 mochte keines der Bandmitglieder. Mit Stones oberflächlicher, stumpfer Glorifizierung hat „When You’re Strange“ tatsächlich nichts zu tun – DiCillo („Living In Oblivion“) versucht, den Kern der Band zu erfassen, nicht bloß das Drama. Und Depps sanfte Erzählweise gibt der Geschichte eine angenehm unaufgeregte Grundierung – was auch für die deutsche Stimme, David Nathan, gilt. Aber das Ende, die Moral klingt im Original doch am besten: „You can’t burn out if you are not on fire.“
Music Movies
No. 13
THe Doors – When You’re Strange
Die „ROLLING STONE Music Movies Collection“ wird mit zwölf weiteren Filmen fortgesetzt. In Kooperation mit Arthaus folgen Werke von Francis Ford Coppola, Woody Allen und Wim Wenders, wunderbare Dokumentationen und einige Annäherungen an die bizarren Aspekte des Rock’n’Roll. Den Start macht „The Doors – When You’re Strange“. Die Filme sind im Handel sowohl einzeln als auch gesammelt in einer Editions-Box erhältlich, natürlich wieder mit Liner-Notes der Redaktion und im Digipack. Für die Leser des ROLLING STONE bieten wir die Direktbestellmöglichkeit der Gesamtedition. Abonnenten können die Box zum Vorzugspreis von nur 99 E erwerben, der Leser zahlt 105E inklusive Versand.
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13 The Doors – When You’re Strange
14 Buena Vista Social Club
15 Sweet And Lowdown
16 Get Back – Paul McCartney
17 It Might Get Loud
18 Studio 54
19 Joe Strummer – The Future Is Unwritten
20 The Cotton Club
21 Lightning In A Bottle
22 Full Metal Village
23 Detroit Rock City
24 Festival Express